Wenn sie zusammen sind, dann beinahe wie ein Paar, nicht nur wie Freunde. Unsere anonyme beziehungsweise-Autorin hat sich verliebt – in den besten Freund. Dieser erwidert ihre Gefühle jedoch nicht
Ich hielt mit meinem Kleinwagen vor seiner Haustür und obwohl ich fünf Minuten zu früh war, stand er schon bereit und lächelte mir entgegen. Der ganze Stress des Tages war verflogen, als er sich zu mir ins Auto setzte, mir eine Umarmung und einen flüchtigen Kuss auf die Wange gab.
Wir machten uns auf den Weg zu einem Möbelhaus, um noch ein paar Kleinigkeiten für seine neue Wohnung zu kaufen und ich fühlte mich zurückversetzt in eine andere Zeit. Als ich mit 19 mit meinem damaligen Freund durch die Regalreihen und Ausstellungsräume schlenderte, um unsere gemeinsame Wohnung einzurichten.
Wie gerne hätte ich eine gemeinsame Wohnung eingerichtet!
Aber am Ende nahmen wir die grauen Vorhänge anstatt der weißen, kauften Bettwäsche ohne Muster, und in der Pflanzenabteilung schaffte ich es gerade so, ihm einen Kaktus aufzuquatschen. Wir richteten eine waschechte Junggesellenbude ein und kein gemeinsames Nest …
Ich kannte ihn noch gar nicht lange, aber er stand mir so nah wie kein anderer zu dieser Zeit. Er war ein Studienfreund meiner Mitbewohnerin und wir hatten uns durch sie kennengelernt. Schnell trafen wir uns auch alleine, er zog zeitweise bei mir ein, als meine Mitbewohnerin im Urlaub war. Wir verbrachten eine Woche damit, uns abends gegenseitig zu bekochen und eine Flasche Wein nach der anderen zu trinken, um uns schließlich unsere Herzen auszuschütten. Danach waren wir ziemlich beste Freunde. Trafen uns einfach zum Nichtstun, gingen ins Kino oder tauschten viertelstündige Sprachnachrichten aus, weil wir uns so viel zu erzählen hatten.
An besagtem Tag fand ich mich also nach unserem Möbeleinkauf in seiner hippen Altbauwohnung wieder und schraubte mit ihm drei Stunden an seinem Sofa herum, bis wir uns schließlich völlig erschöpft auf eben diese Couch fallen ließen (die ich für ihn ausgesucht hatte) und unsere knurrenden Mägen nach Essen forderten. Also zog ich seinen Pulli über und nur mit Portemonnaie und Schlüssel ausgestattet, machten wir uns auf den Weg zur Burgerbude seines Vertrauens. Er bestellte das Übliche und zahlte, während ich für uns beide eine Zitronenlimo aus dem Kühlschrank nahm und mich an unseren Stammplatz setzte. Wir waren so eingespielt aufeinander, dass man denken musste, dass es unsere wöchentliche Freitagsroutine wäre.
Eingespielt wie ein gutes Team
Während des Essens sprachen wir nicht viel, weil wir so erschöpft waren und lächelten uns nur schüchtern über unsere Burger hinweg an. Auf dem Heimweg legte er seinen Arm um mich und wir schlenderten die dunkle Gasse entlang. Nachdem wir es uns dann mit einem Wein auf dem Sofa gemütlich gemacht hatten und fast eingeschlafen waren, beschloss ich, nach Hause zu fahren. Ich hatte diesen Moment extra lange hinausgezögert. Ich war mir sicher gewesen, dass er heute fragen würde, ob ich nicht bleiben wollte. Also zog ich meine Jacke an, meine Sneaker und legte eine Hand an die Klinke, er kam auf mich zu, zog mich in seine Arme und flüsterte mir ein „Danke“ ins Ohr. Das war’s.