Meine Träume waren mir wichtiger als meine Beziehung

Unsere anonyme Autorin fühlte sich schon längere Zeit unwohl in ihrer Beziehung. Jetzt hat sie sich getrennt, um endlich jene Lebensträume zu leben, die sie jahrelang begraben hatte

Mein Partner hatte keine Vorstellung zu seiner Zukunft

Er wünschte sich eine verlässliche, angepasste, berechenbare Freundin. Sprich eine, die harmlos ist, die nicht wegläuft. Die auch ohne Leine bei ihm bleibt und dabei immer lächelt, egal wie es ihr tief drinnen gerade geht.

Ich habe leider Jahre gebraucht, bis ich das begriff.

Er hatte keine Vision, keinen Plan. Wenn er mal von der Zukunft sprach, dann immer in Klischees. Gemeinplätzen. Irgendwann mal heiraten, vielleicht. Kinder kriegen, vielleicht. Einfach die Zeit zusammen genießen und füreinander da sein.

Aber ich hatte Träume, die sich zwar lange Zeit in den Hintergrund schieben ließen, dann aber immer wieder hervorgekrochen kamen.

Ich wollte schon seit meiner Jugend mal das Wagnis eingehen, von einem Tag zum anderen alle Brücken hinter mir abzubrechen, mein bisschen Hab und Gut zu verkaufen und auf Weltreise zu gehen. Mich von einem Land ins nächste treiben zu lassen. Dabei zu arbeiten, um zu leben. Fremde Kulturen kennenlernen. Erfahrungen machen und Begegnungen haben, die völlig anders wären als das Gewohnte meines bisherigen Lebens.

Aber seit meiner Beziehung hatte ich diesen Traum begraben. Ich wollte meinem Freund nicht wehtun, ihn nicht verstören. Ich habe ihm einmal davon erzählt und er hat einfach nur gesagt: Ach Maus, du hast ja Flausen im Kopf.

Und dann gab es auch im intimen, sexuellen Bereich so einiges, das ich in diesem Leben noch einmal gerne ausprobieren wollte. Nicht dass es sich dabei um völlig krasse Spielarten handelte, aber halt um solche, für die mein Freund absolut nicht zu begeistern war.

Ich hatte nach dem Abi von einem wilden Studentenleben geträumt (oder wenigstens einem interessanten) und dann festgestellt, dass ich einfach nur ein fleißiges Bienchen war, das angepasst tat, was man ihm auftrug und brav drei-, viermal die Woche Zeit mit ihrem Freund, ihrer Jugendliebe, verbrachte. Mit ihm kochte, manchmal zum Sport ging, Sex mit ihm hatte, der genauso vertraut und gut wie langweilig und öde war. Ich wollte Lust und Tränen und er wollte Harmonie.


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