Das unumkehrbare Ende unseres ersten Lebens: Nach dem Studium nahm ich einen Job in einer ganz anderen Stadt an. Es war eine Flucht vor dir und vor ihm. Trotzdem trafen wir uns dort zum letzten Mal. Wir verbrachten wieder eine Nacht miteinander. Du sagtest mir weinend, dass du mich lieben würdest. Ich musste auch weinen, nahm dich aber nicht ernst und lächelte zynisch, denn ich wusste, dass du wieder zu ihm nach Hause gehen würdest. So geschah es auch. Einige Wochen nach deinem letzten Besuch rief A. mich an. Sie klang verstört und sagte mir, dass du schwanger seist. Mir war klar, dass das irgendwann passieren würde, und ich hatte versucht mich mental darauf vorzubereiten. Sie sagte mir, dass du dir nicht sicher sein würdest, wer der Vater ist und dass du nicht vor hättest dich bei mir zu melden.
Du sagtest gleich, das Kind sei nicht von mir
Nach dem Gespräch stand ich völlig unter Strom und schrieb dir zitternd eine Email, in der ich Klarheit über die Vaterschaft forderte. Einen Tag später riefst du mich an und sagtest mit nervöser und kalter Stimme: „Du bist sowieso raus, weil ich die Pille danach genommen habe.“ Ich kollabierte innerlich und war nicht mehr in der Lage etwas dazu zu sagen. In mir war nur noch Leere und Selbstverachtung. Auf diese Weise endete es also. So katastrophal dieses Ende auch war, immerhin war es endlich ein Ende, ein unumkehrbares. Ich hörte danach nichts mehr von dir. Kein Brief, keine Email, kein Anruf, keine SMS.
A. informierte mich irgendwann, dass das Kind wohl von ihm sei und dass du mit ihm nach Berlin gehen würdest. Sie beendete ihre Freundschaft zu dir. Ich vertraute keiner Frau mehr. In den Jahren darauf schlief ich mit unzähligen Frauen. Ich ließ aber keine je wieder an mich heran, denn ich hatte mir geschworen, mich nie wieder so tief verletzen zu lassen wie von dir. Ich wollte mich nur noch auf mich selbst verlassen. Mein Verhalten gegenüber Frauen wurde immer problematischer. Keine verdiente mein Vertrauen, im Gegenteil, ich misstraute allen abgrundtief. Ich bestrafte sie für meine emotionale Hinrichtung durch dich. Manchmal versuchte ich eine Beziehung zu führen, aber es gelang mir nur sehr oberflächlich. Spätestens nach einem Jahr folgte die Trennung. Meistens weil ich zu distanziert war und meine Partnerrinnen emotional verhungern ließ.
Frauen nach dir ließ ich emotional verhungern
Die Jahre vergingen, und ich wurde immer mehr zum Einzelgänger. Ich dachte nur noch selten an dich. Unsere Geschichte hatte ich tief in mir vergraben. Trotzdem war meine emotionale Schutzmauer massiv und hoch. Sie wurde ein Teil von mir, und ich hinterfragte sie nicht. Ich glaubte, dass ich mit ihr erfolgreich war. Schließlich hat mich keine Frau je wieder so verletzt wie du.