Ich war schrecklich dumm, weil ich nicht wahrnehmen konnte, dass, auch wenn du jünger bist, eine alte und kluge Seele in dir wohnt, dass du mir viele Dinge gezeigt hast, du mich in vielerlei Hinsicht zu einem besseren Ich gemacht hast. Ich hatte nicht die Größe, dir das zuzugestehen.
Ich habe oft nur die vermeintlichen Fehler gesehen in unserem Sein, statt die wundervollen Dinge und Momente aufzusaugen. Ich hatte Angst vor den starken Gefühlen zu dir, weil ich gemerkt habe, dass ich mich bei dir öffnen kann, muss, sollte – aber ich nicht in der Lage war, dich den Mann und Beschützer an meiner Seite sein zu lassen.
Ich hatte Angst, nicht gut genug für dich zu sein, dir Wünsche nicht erfüllen zu können und habe angefangen, mich so zu benehmen, dass ich nicht mehr gut genug für dich war. Und heute brennen diese Wünsche in mir, weil ich sie doch hatte und mich nicht getraut habe, sie in Erfüllung gehen zu lassen.
Ich weiß manchmal nicht mehr, was ich tun soll. Weil ich merke, wie schwer es dir fällt, mir eine Chance zu geben, weil auch die durch Erfahrungen und Ängste bestimmt bist. Und doch lassen uns die „Wenns“ und „Abers“ und „Hättes“ nicht los. Und dennoch spüre ich das feste Band der Liebe, der Zuneigung zwischen uns, das so stark ist, dass kein Sturm es vermocht hat, es zu zerreißen. Das ist der Grund, warum wir nicht voneinander loskommen. Zumindest glaube ich das.
Oft frage ich mich: Was tust du da eigentlich? Alles, was passiert ist, ist doch unverzeihlich, oder? Auf beiden Seiten. Wir haben uns inzwischen so viel gegenseitig zugemutet. Aber ich liebe dich, weil es schwer ist, das nicht zu tun. Dann träume ich wieder, ich sehe etwas, dem ich folgen muss. Ein letztes Mal. Träume davon, es mit all dem Wissen, das ich nun heute habe, besser zu machen. Zuzulassen, was ich fühle, zu sagen, was ich fühle, zu fühlen, was ich fühle, mich fallenlassen.
Manchmal denke ich, wir sind uns vielleicht zu früh begegnet. An einem Punkt, an dem ich für so vieles nicht bereit war. Zu engstirnig, zu kritisch, zu gefangen in mir selbst, ungerecht. Ich wünschte, der Schaden, den ich angerichtet habe, wäre nie so groß gewesen. Ich wünschte, ich wäre damals nur ein bisschen weiser und mutiger gewesen.