Liebe in der Hölle

In den vergangenen Monaten folgten immer wieder tagelange Kontaktpausen – auch dafür hatte er stets eine Erklärung. Er wies mich wiederholt zurück und trotzdem suchte ich erneut den Kontakt zu ihm. Wollte ich mich rar machen, gelang mir dies höchstens ein paar Tage. Wenn ich ihn kritisierte oder auch mal zurückwies, wurde er wütend. Dann fühlte ich mich schuldig und dachte, ich mache alles kaputt. Schlussendlich war ich soweit, dass ich dachte: “Du musst endlich lernen zu vertrauen.”

Stundenlang weinte ich wegen ihm, schaute ständig auf mein Handy und wartete sehnlichst auf ein Lebenszeichen. Und plötzlich kam es, er meldete sich. Der ganze Schmerz war wie weggeblasen und ich fühlte mich glücklich. Heute weiß ich, dass ich emotional abhängig von ihm war.

Mein zweites Kind kam zur Welt. Die Beziehung zu meinem Mann war längst zerstört. Heute weiß ich, dass dies bereits schon lange so war, noch bevor ich meine Affäre begann. Als mein zweites Kind drei Monate alt war, entschied ich, mich zu trennen. Ich fühlte mich frei und dachte, endlich kann ich die neue Beziehung voll und ganz eingehen. Ich glaubte, dass dies nun die Lösung ist.

Die Zeit verging und es wiederholte sich alles. Immer und immer wieder – und ich machte einfach mit. In der Hoffnung, dass ich irgendwann glücklich werde mit diesem Mann. Doch er blieb unverbindlich und weitere Stunden, in denen ich im Selbstmitleid versank, vergingen. Einmal brach er den Kontakt ab. Seine erste große Liebe sei aufgetaucht. Ich sah ihn im Auto oder auf der Straße mit anderen Frauen. Und doch suchte er wieder den Kontakt zu mir und ich ließ dies zu. Eines Tages sagte ich: “Schluss”. Ich wollte das nicht mehr.

Wenn ich daran zurück denke, weiß ich, dass ich es insgeheim noch wollte. Ich wollte, dass er um mich kämpft. Und dies tat er dann auch. Er ging vor mir auf die Knie, weinte und flehte mich an, ihm eine zweite Chance zu geben. Okay, es war eher die hundertste Chance – und ich gab sie ihm. ENDLICH, wir waren angekommen, dachte ich. Wir liebten uns und waren nun offiziell ein Paar. Ich dachte, der emotionale Gang durch die Hölle habe sich gelohnt.