Ist das die Liebe, die ich verdient habe?

Habe ich es nicht so verdient?

„Du verdienst etwas Besseres“, sagte mir meine Freundin. Ich fragte sie, warum. Habe ich es mir nicht selbst so ausgesucht, wenn ich mich doch nicht dagegen wehre, dass er über mich bestimmt? Dann habe ich es auch so verdient – das ist der Preis. Sie erklärte mir ruhig, dass ich es mir so nicht ausgesucht habe. Er hatte mich in sein Netz eingewickelt und ich kam nicht mehr alleine raus. Weil ich glaubte, so müsse es sein. Das wäre Liebe. Doch wirkliche, echte Liebe sei sanft und zärtlich. Ohne Fesseln oder den Vogelkäfig, in dem ich festsaß. Auf mich wirkten ihre Worte wie leere Phrasen aus einem Hollywood-Film. Ich wünschte mir zwar, dass sie Recht hatte, aber glaubte nicht daran. So eine Liebe gibt es doch nur im Märchen. Auch jetzt, während ich an ihrem Küchentisch sitze und darauf warte, dass sie mit Brötchen zurückkommt, weiß ich nicht, was ich davon halten soll. Ich fühle mich betrogen um meine Liebe.

Zwei Stimmen im Kopf

In meinem Kopf streiten sich zwei Stimmen: Die eine weiß, dass es stimmt. Dass mir diese Beziehung nicht gut tut und ich nicht wirklich geliebt werde. Und die andere will das einfach nicht akzeptieren. Sie will wieder zurück in den sicheren Käfig. Ich habe Angst davor, wenn er heimkommt und meinen Brief findet. Ich fühle mich unendlich feige, weil ich es ihm nicht ins Gesicht sagen kann. Aber er würde mich nicht gehen lassen. Und ich bin zu schwach, um ihm standzuhalten. Er hat eine Gabe dafür, die Zweifel in mir zu zerpflücken. Am Ende würde ich mich für eine undankbare Zicke halten, die ihr Glück wegschmeißt.

Ob ich irgendwann wieder weich werde und zu ihm zurückgehe, weiß ich nicht. Ich würde gern sagen, dass das nicht passiert. Aber welche Stimme in mir drin am Ende gewinnt, wird sich noch zeigen. Und selbst, wenn ich standhaft bleibe, wird es noch eine Weile dauern, bis die Stimme mit den Gewissensbissen in mir vollkommen verstummt ist.

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