In der Achterbahn der Gefühle

Nach der Leere folgt unweigerlich Wut. Wut auf sich selbst, Wut auf seine eigene Unfähigkeit, sich vor diesen kraftraubenden Abfahrten zu bewahren, Wut auf einen Menschen, den man vor wenigen Momenten noch an der Seite hatte und haben wollte. Logisch wäre es, wenn man nach der ersten Fahrt mit dieser Höllenbahn nie wieder auch nur in die Nähe des Fahrgeschäftes gehen würde. Liebe ist leider nicht logisch. Liebe ist alles andere als das. Also leckt man seine Wunden, nimmt sich vor, in Zukunft besser auf sich Acht zu geben. Plant genaue Vorgehensweisen, um sich nicht noch einmal in die waghalsige Situation der Machtlosigkeit zu begeben. Wie schön wäre es, wenn diese Vorhaben funktionieren würden.

Nach einigen Gedanken zu sich selbst und dem, was man kürzlich erfahren musste, verdrängt man die Gewissheit, welche man schon kurz vor der Abfahrt in sich spüren konnte. Man vergisst, wie leer und hilflos der Körper gewesen ist. Das Glück, die Euphorie, die Hoffnung und der Glaube an eine andere Wendung in der Geschichte treiben einen erneut dazu, nicht auszusteigen. Man bleibt sitzen, fährt noch eine, noch zwei, noch drei Runden und durchlebt jedes Hoch und Tief erneut.

Abhängig von der Lernfähigkeit des Einzelnen ist auch die Anzahl der Runden, welche gefahren werden müssen, um endlich zu begreifen, dass die Achterbahn ihren Schienenverlauf nicht ändern wird. Sie fährt immer wieder hinauf und immer wieder schmerzlich hinab und bläst mit aller Kraft sämtliches Glück auch aus der letzten Ecke des mittlerweile schwachen Körpers. Hat man diese Erkenntnis einmal erlangt, wird man trotzdem noch einige Runden drehen. Man muss sichergehen, dass diese Erkenntnis nicht doch die falsche ist.

Nach weiteren Fahrten ist auch das letzte Stück Hoffnung, welches sich mit aller Kraft im Kopf gehalten hatte, aus den Gedanken geweht. Langsam begreift man, dass nur der Nothalt die Option bietet, wieder Herr über sein Leben zu werden. Und nun ist man bereit für den Schritt, den man längst hätte gehen sollen. Man steigt aus. Löst sich los von dem Gefühl der Machtlosigkeit, der vergebenen Hoffnung und dem Glauben daran, dass es einen Weg gibt, doch noch mit diesem Menschen glücklich zu werden.


Weitere interessante Beiträge