Immer fort – und niemals so richtig da

Das läuft dann meist so ab: Wenn ich gerade Single bin und dieses Gefühl kaum noch auszuhalten ist, werfe ich mich in die aufregende Welt des Datings. Wenn ich in einer Beziehung bin, werfe ich sie weg und hasse mich hinterher selbst dafür. Aber meine Schuldgefühle und meine Trauer überdecken dann wenigstens diese schreckliche Unruhe in mir.

Fort, immer fort von dem, was ich habe und nicht mehr liebe. Oder was ich nie wirklich zu lieben gelernt hatte. Wie jenen Mann, dem ich heute den Laufpass gegeben habe. Ich trinke noch einen Schluck Kaffee, inzwischen tut es nicht mehr weh. Der Morgen tut noch weh.

Ich schaue aus dem Fenster, es nieselt ein bisschen, die Menschen kommen aus ihren Büros, haben noch die eine oder andere Erledigung getätigt und eilen jetzt nach Hause. Einige haben keinen Schirm und rennen die Straße hinunter. Ich blicke ihnen nach. So bin ich auch. Immer fort, weg, woandershin, und dabei bin ich niemals so wirklich da, wo ich mich gerade befinde. Mein Herz hat keine Heimat, weil ich ihm keine schenke. Weil ich diesen Gedanken nicht ertrage, dass es irgendwo Wurzeln schlagen könnte und dann festwächst. Mein Monster will das nicht. Jahrelang habe ich ihm geglaubt, habe es nie gefragt, warum es immer weiter, immer in eine andere Zukunft möchte. Ich habe Angst vor diesem Monster, ich schaue es nur ungern an.

Vor einigen Wochen habe ich zum zweiten Mal mein Studienfach gewechselt. Vor einigen Tagen habe ich feststellen müssen, dass ich nicht mehr alle Männer zusammenbekomme, mit denen ich in meinem Leben bereits geschlafen habe. Ich bin unstet und meine Freunde sind es auch. Aber es fühlt sich deswegen nicht besser an. Immer dieses bescheuerte Fühlen …


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