Der Morgen danach brachte mich etwas durcheinander. Ich hatte Angst vor deinen Gefühlen. Doch dass sich vor allem meine innerhalb kurzer Zeit ebenfalls immer mehr steigerten, wurde mir erst an einem späteren Abend bewusst. An diesem Abend kochten wir zusammen. Du hattest mich gebeten, dir kurz einen Hosenknopf anzunähen. Ich saß dort im Schneidersitz, auf deiner Bank, die noch so frisch nach Holz roch. Deine Musik war laut, aber gut. Sie machte mir Laune. Du setztest Dich hinter mich, umarmtest mich und küsstest meinen Hals. Plötzlich merkte ich, wie ich mich innerlich fallenließ. Der ganze Moment war so vertraut und echt. Ich wünsche, er hätte nie geendet. In diesem Augenblick veränderte sich etwas in mir.
In diesem Augenblick wusste ich, ich war Hals über Kopf in dich verliebt!
So vergingen weitere Wochen, ja Monate. Wir sahen uns fast täglich, ich schlief öfter in deinem als in meinem Bett. Wir verstanden uns blendend. Redeten über alles, von Ex-Beziehungen über Vorlieben bis hin zu Zukunftsplänen und Beziehungswünschen. Ich wünschte mir, dass das mit uns bleibt. Du fülltest mich aus, machtest, dass es mir gut geht. Du warst der Grund, warum ich wieder gerne nach Hause kam. Ich wollte nur noch Dich.
Hätte ich es dir nur jemals gesagt. Ich wusste, du warst auch verliebt in mich. Deutetest es immer wieder an. Doch warum wir hierzu schwiegen, weiß ich bis heute nicht.
Es kam der Tag, an dem wir anfingen, darüber zu reden. „Was ist das eigentlich … das mit uns?“ Auch wenn ich mir anfangs so sicher gewesen war, dass auch du mich wolltest, so änderte sich nun von einem auf den anderen Moment alles. Du warst dir plötzlich unsicher. Wusstest nicht mehr, ob wir dasselbe fühlten. Ich befürchtete damals bereits, dass unsere Zeit nicht ewig sein sollte.
Ich wollte dir alle Zeit der Welt geben, hatte ich mir vorgenommen. Nur bitte, lass das, was wir haben, nicht enden. Nicht jetzt, wo es uns so guttut. Und nicht, wenn wir nicht einmal richtig angefangen hatten. Ich wollte doch noch so vieles mit dir tun und erleben.
Doch es folgte ein weiteres Gespräch … Es war geprägt von Themen wie beruflicher Umorientierung über zu wenig Zeit haben bis zu dem Satz, dass der Funke nicht mehr wirklich da wäre.
Ich habe die Welt nicht mehr verstanden. Ich war so unendlich traurig, war am Weinen. Wohin, um alles in der Welt, war die anfängliche Euphorie verschwunden? Ich konnte mich nicht mehr beruhigen, mir gingen 1000 Fragen durch den Kopf. Es war, als würde mir mein Zuhause genommen. An diesem Gefühlsausbruch merkte ich: Ich war mittlerweile mehr als nur verliebt. Ich wollte Dich – und zwar ganz. Doch nun war es leider zu spät.
So vergingen zwei – für mich unerträgliche – Wochen ohne viel Kontakt. Wochen ohne Klarheit, ohne Antrieb. Ich fühlte mich leer, alleine. Sobald ich dich hörte, zog sich mein Magen zusammen und roch ich morgens dein Parfum im Flur, liefen mir die Tränen …