Ich täusche meinem Gegenüber vor, jemand zu sein, der ich nicht bin. Ich möchte ein möglichst gutes Bild abgeben. Aber kann das denn tatsächlich die Basis für eine ehrliche und tiefgründige Beziehung zwischen zwei Menschen sein? Denn wenn ich es genau nehme, basiert alles auf einem gut gestrickten Geflecht aus Lügen und Vortäuschung falscher Tatsachen.
Das ist meines Erachtens auch der Grund, weshalb viele Beziehungen nach kürzester Zeit wieder in die Brüche gehen. Denn irgendwann wird es anstrengend, vorzugeben, jemand anderes zu sein. Irgendwann denke ich, ich habe den Partner „fest am Haken“ und langsam, ganz langsam kommen die wahren Verhaltensmuster zum Vorschein. In diesem Moment erkenne ich dann, dass derjenige vielleicht doch nicht der Traumpartner ist, den ich mir erhofft habe. Dann trenne ich mich unter dem Vorwand „wir haben uns auseinander gelebt“ oder „wir haben uns in unterschiedliche Richtungen entwickelt“.
Nein, das stimmt nicht. Der wahre Grund ist doch, dass nach einer gewissen Zeit die aufgesetzte Fassade bröckelt, und das eigentliche, reale Ich zum Vorschein kommt. Vielleicht geht es dem ein oder anderen auch so wie mir. Ich habe schon einiges an Leben hinter mir. Ich habe Erfahrungen gesammelt, ich habe Fehler gemacht, ich bin hingefallen und wieder aufgestanden. Manche dieser Dinge, habe ich mit einem Partner an meiner Seite bewältigt. Viele, oder die schlimmsten davon, alleine.
Ich bin nicht auf einen anderen Menschen angewiesen, um glücklich zu sein oder um zu überleben. Ich habe mein Leben ganz gut selbst im Griff. Aber ich würde gerne glücklicher sein oder gemeinsam glücklich …
Doch mit so viel Gepäck auf dem Rücken fällt mir die Suche oder das Finden dieses einen Menschen, der mir diese Bereicherung bieten kann, wahnsinnig schwer. Vielleicht auch deshalb, weil ich es mir zu sehr wünsche. Vielleicht sollte ich nicht aktiv suchen, sondern eben nur noch leben und auf das Schicksal zählen.
Und wenn dann auf einmal dieser eine Mensch in meinem Leben auftaucht: dann versuche ich diesen Menschen mit meinem Inneren wahrzunehmen und kennenzulernen, hinter die Fassade zu schauen und auch mal zweite Chancen zu geben. Denn mancher augenscheinliche Frosch braucht vielleicht auch ein wenig länger, um zum Prinzen zu werden!
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Anna Zimt
Redaktion
Eric Hegmann