Ich wäre gerne gemeinsam glücklich

Auch ich vergeude leider viel zu viel Zeit mit Oberflächlichkeiten und nehme mir viel zu wenig Zeit, um auch mal hinter die Fassaden zu blicken. Ich klammere mich an Gewohnheiten und eventuell auch an viel zu konkrete Wunschvorstellungen, und verpasse damit vielleicht die schönsten Momente. Warum? Weil sie mir nicht „perfekt“ erscheinen.

Ich haben einen gewissen Anspruch – das ist auch gut so –, aber ich glaube, ich sollte mich von dem Gedanken verabschieden, dass immer alles perfekt sein muss. Erscheint es mir auf den ersten Blick eben nicht perfekt, dann wird sofort aussortiert, ohne die Option auf eine zweite Chance. Aber wie kann ich so hohe Ansprüche an etwas haben, wenn ich selbst doch auch nicht perfekt bin? Wie kann ich von jemandem etwas verlangen, dass ich selbst gar nicht geben kann?

Gott hat uns fünf Sinne geschenkt. Aber nutzen wir tatsächlich auch alle fünf gleichermaßen? Ich denke, dass viele Entscheidungen nur durch zwei Sinne beeinflusst werden: Hören und Sehen. Aber was wäre, wenn wir tatsächlich eine Zeitlang nur noch fühlen, schmecken und riechen könnten?

Ich bin mir sicher, dass Menschen unter diesen Voraussetzungen viele Entscheidungen treffen würden, die ehrlicher, tiefgründiger und beständiger wären. Denn diese drei Sinne zielen auf das Innere, und lassen sich nicht so schnell von Äußerlichkeiten oder schön klingenden Worten beeinflussen.

Ich verstecke mich doch heutzutage unter tonnenweise Make-up, top gestylten Haaren, Markenklamotten. Ich erschaffe damit eigentlich ein zweites Ich, das das wahre Ich manchmal unter all diesen maskenhaften Veränderungen gar nicht mehr erkennen lässt.

Es gibt zudem tausende Bücher, die mir beibringen sollen, wie ich „richtig spreche“ oder „wie ich mein Gegenüber dazu bringe, sich in mich zu verlieben“.  Aber was kommt letztlich dabei raus? Eingeübte Sprüche, hochgestochen klingende Kommunikationen, nur um das Gegenüber zu beeindrucken. Das mag in der Geschäftswelt ja noch in Ordnung und auch manchmal von Nöten sein, aber nicht im Privaten. Denn dann spiele ich meinem Gegenüber vor, jemand ganz anderes zu sein, wenn ich die Worte, die ich einem Buch entnommen und einstudiert habe, wiedergebe. In dem Moment kopiere ich einen anderen Menschen, aber bin nicht mehr ich selbst.


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