Ich habe nie aufgehört, zu hoffen

Leserin Tatjana führte eine typische On-Off-Beziehung. Kaum hatte sie sich gedanklich von ihm gelöst, suchte er erneut den Kontakt. Sie hoffte und hoffte – bis sie schließlich entschloss, etwas zu verändern

Ich glaube, jeder von uns war schon mal verliebt. Ich meine nicht verknallt sein. Ich meine bedingungsloses, brennendes, ja fast schmerzhaftes Verliebtsein. Als ich mich das erste – und ehrlich gesagt bisher einzige – Mal verliebte, war ich 19. Wir paddelten in Berlin auf einem kleinen See, auf dem Schwäne ihre Runden drehten und uns anfauchten. Im Hintergrund ging die Sonne unter. Natürlich, was auch sonst? Im Nachhinein denke ich mir, dass es wohl nie genug romantische Klischees im Leben geben kann.

Während ich von diesem Menschen, der mir einige Wochen zuvor bereits seine Liebe gestanden hatte, fest im Arm gehalten wurde, spürte ich plötzlich einen kleinen Blitz in meinem Körper. Mir wurde ganz warm und mein Herz begann schneller zu schlagen. Ich habe alles um uns herum ausgeblendet und ich wusste: Es war passiert. So fühlte es sich also an, wovor ich mich so lange gedrückt hatte. Aber wer kann sich schon für immer vor der Liebe drücken?

So begann mein kleiner, großer Leidenskampf, denn nachdem ich das Liebesgeständnis nicht erwidert hatte, hat er sich für eine andere Frau entschieden. Ich war zu spät. Ich habe meine Chance nicht genutzt, weil ich einfach zu feige war.

Aber immer, wenn mein Herzensmensch dann “verfügbar” war, flammte wieder die Hoffnung auf und wir trafen uns erneut. Im Grunde habe ich nie aufgehört, zu hoffen. Aber was hat mir dieses Hoffen gebracht? Mein Leben stand auf Pause und die Mauer um mich herum wurde immer höher. Denn immer, wenn ich dachte: “Jetzt ist es soweit! Du hast einen fantastischen Menschen kennengelernt, du bist bereit für was Neues!”, kam ein “Hey, ich denk an dich!”. Einfach so. Aus dem Nichts. Und ich war wieder bei null. Nein, ich war bei -12!

Es war, als hätte dieser Mensch Sensoren im Körper. Als könne er spüren: “Oh oh, die beginnt abzuschließen, schnell mal einen kleinen Reminder senden, dass es mich noch gibt!” Und tatsächlich. Die Zeit kam, da standen alle Zeichen für uns beide auf “gemeinsam glücklich”.

Leider viel zu spät. Irgendwas war anders. Wir waren nicht mehr die Gleichen und richtig glücklich wurden wir danach nie. Wir waren nicht mehr eins. Wir waren keine Seelenverwandten mehr. Alles, was uns einmal verbunden und unsere Bindung zu etwas besonderem gemacht hatte, hatte sich in Luft aufgelöst.

Waren wir aus unserer Liebe herausgewachsen? War es überhaupt die wahre Liebe gewesen? Wann war aus diesem “irgendwann” ein “niemals” geworden? Ich frage mich, was wäre geschehen, wenn wir einander früher eine Chance gegeben hätten?

Und so schloss sich scheinbar das Buch unserer Geschichte . Zu unserem Glück, wie ich finde.

Bis vor kurzem, bei einem erneuten: “Hey, ich denk an dich!” Da war er wieder. Dieser Blitz in meinem Kopf und auch in meinem Herzen.


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