Ich habe mich in deinem Leben eingesperrt …

Eine toxische Beziehung zeichnet sich dadurch aus, dass die Partner nicht voneinander lassen können – obwohl sie wissen, dass sie sich schaden. Auch unsere anonyme Leserin weiß, dass sie endlich gehen muss, um sich zu schützen

Und ich weiß warum ich sagte, dass du mit Vorsicht zu genießen bist. Warum mir mein Herz von Anfang an Warnsignale gesendet hat, die ich mit voller Absicht überhört habe. Ich wusste, dass du die Art Mann bist, die gefährlich für mich werden kann. Die Härte in dir, die krampfhaft versucht, die Maske aufrecht zu erhalten. Dein so kaputtes Herz, was auf viele Wege immer wieder verletzt wurde. Dein Versuch, mit allem selbst fertig zu werden. Bloß keine Schwäche zeigen. Bloß nicht angreifbar machen lassen. Doch mein Schatz, du vergisst – auch deine Emotionsausbrüche, die meist in unbändigen Aggressionen enden, sind Zeichen für die Schwäche in dir. Du bist gefährlich für mich „harte“ Frau, weil du mich in einer gewissen Weise widerzuspiegeln scheinst.

Du hast mich in deine Welt gelassen und stößt mich wieder aus ihr – abhängig von deiner Laune. Abhängig davon, ob du in der Lage bist, mich Teil von dir sein zu lassen oder nicht. Ich habe mir mal geschworen, mich nie mehr so gnadenlos hinzugeben, hab mir geschworen, mich nicht mehr verletzen zu lassen. Doch das tust du – täglich. Und ich gebe mich dir hin, nehme von dir, was ich nur bekommen kann. Wenn du sprichst sauge ich deine Worte auf, in der Hoffnung mehr deiner wahren Gedanken erraten zu können.

Manche würden sagen, du hältst mich warm und du spielst mit mir. Doch das tust du nicht. Ich spüre, dass du es nicht tust. Und vielleicht verschließe ich meine Augen vor der bitteren Wahrheit. Doch für die leisen Momente mit dir würde ich sterben. Die leisen Momente voller Zärtlichkeit. Die leisen Momente, in denen du meinen Kopf in die Hände nimmst und mir sagst, wie schön ich bin. Die leisen Momente, in denen wir nach dem Joint auf deinem Sofa liegen, in deiner zerstörten und verwüsteten Wohnung und ich mich meinem eigenen chaotischen Leben so komplett entrissen fühle. Die leisen Momente, in denen ich für dich sterben würde. In denen wir ineinander reinkrabbeln möchten, weil die bloße Berührung nicht mehr reicht. In denen unsere Masken fallen. In denen du meine Heimat bist und ich mir nicht vorstellen kann, das nicht mehr zu haben.

Doch diese Momente werden so oft übertönt. Übertönt von deinem Hass. Übertönt von deiner krankhaften Eifersucht. Übertönt von den Drogen. Drogen. Deine Welt. Der Teufel – dein Teufel. Er hat dich über die Jahre hinweg gefressen. Mehr psychisch als körperlich. Er hat sich in deinem Kopf eingenistet und lenkt dich. Er erzählt dir Dinge, die nicht stimmen und du handelst entsprechend. Eine Marionette deiner selbst. Du weißt, dass ich Angst habe vor dir, wenn du deine Wutanfälle hast. Du weißt es und es tut dir leid. Ich sage meinen Freundinnen, dass du mich nie schlagen würdest. Sie glauben mir nicht und verdammt – ich glaube mir selbst nicht. Bisher hast du nicht, aber uns ist beiden klar, dass in einer Situation nicht viel gefehlt hat. Du würdest es nicht tun wollen, aber wer weiß – vielleicht wirst du es eines Tages tun. Man sollte meinen, dass ich gehen würde, aber ich würde nicht. Auch wenn ich das natürlich behaupte. Denn in diesen Momenten bist das nicht du. Nicht dein wahres Ich. Es tut mir so weh, dich in diesen Momenten zu sehen. Es zerreißt mich, wenn der Teufel wieder mal stärker ist als du selbst. Ich möchte nicht, dass die Menschen schlecht über dich denken. Ich verteidige dich, habe das Gefühl, ich muss dich schützen. Schützen vor den bösen Gedanken der Menschen. Viele Menschen werden von Schicksalsschlägen getroffen, viele Menschen gehen falsche Wege. Doch dein Leben ist geprägt – geprägt von einer Kette aus Schlägen. Dein jetziges Leben wurde dir von Kindheitstagen an vorgelebt. Man sagt, man kann selbst entscheiden wohin man geht, ganz egal wo man herkommt. Du hast es leider nicht geschafft. Du, mein eigentlich so kluger Mann, hast es leider nicht geschafft.