Ich habe mich für mein Kind und gegen eine Abtreibung entschieden

“Danke, dass du mein Herz gebrochen hast!” Ein Brief an den Vater ihres Kindes von einer anonymen beziehungsweise-Leserin.

Wie eine Ertrinkende an einen Strohhalm klammerte ich mich verzweifelt an die Hoffnung, dass du deine Meinung ändern würdest, wenn das Kind erstmal geboren war. Wenn du dieses kleine Leben wirklich sehen würdest, dann wäre es sicher sofort um dich geschehen. Das mag tatsächlich manch einem Mann so gehen – dir aber nicht. Dann dachte ich, du würdest deinen Fehler erkennen, sobald der von dir gewünschte Vaterschaftstest erst bestätigte, dass dieses Kind tatsächlich von deinem Blut ist. Und schon wieder irrte ich mich. 

Heute ist unser Sohn zweieinhalb Jahre alt

Er kennt dich nicht. Du kennst ihn nicht. Wir sind wieder „Freunde“. Geht das überhaupt? Es reicht jedenfalls, damit du dir wieder Intimitäten mit mir vorstellen kannst und gerne freizügige Bilder von mir hättest. Du redest davon, dass das natürlich nicht ganz ohne Gefühle ginge. Deine Freundin weiß davon nichts. Und unser Kind möchtest du auch nicht sehen.

Mit jedem Tag, der verstreicht, wird die Hürde, die du überwinden müsstest, größer. Ich verstehe, dass du Angst hast. Vor ein paar Monaten hast du zwar kurz Interesse an ihm gezeigt, aber weil du dann keine Zeit hattest, führte das zu nichts. Ich traue mich nicht mehr, dich danach zu fragen – als ich es das letzte Mal tat, bist du wie ein verschrecktes Reh weggelaufen und ich habe wochenlang nichts von dir gehört. Einen anderen Mann an mich heranzulassen, mich wieder berühren zu lassen, fühlt sich falsch an. Bis heute warst du mein Letzter.

Aber weißt du was? Es ist gut so, wie es ist

Du hast mich zerbrochen. Und doch habe ich es wieder auf die Beine geschafft. Ich durfte erkennen, wie stark ich wirklich bin. Ich brauche dich nicht mehr. Ich weiß jetzt, dass ich es auch allein schaffen kann. Ich bin an dieser Situation gewachsen. Die Mutterschaft hat mich daran erinnert, wer ich bin und was für mich wirklich zählt. Ich habe mich persönlich weiterentwickeln dürfen. Ich gebe jetzt auf mich Acht und weiß, dass meine Macken mich besonders machen. Ich versuche, mich selbst zu lieben. Zwar bin ich noch lange nicht am Ziel, aber ich arbeite an mir. Jeden Tag. Ich weiß, dass ich es verdiene, glücklich zu sein.

Du warst nicht die Liebe meines Lebens. Unser Sohn ist es. Die Wunden, die du mir beigefügt hast, sitzen tief, und vielleicht werden sie niemals vollständig heilen. Doch das lachende Gesicht meines Sohnes ist das größte Glück und ist es wert weiterzumachen. Unser Leben mag nicht einfach sein und es stellt mich jeden Tag vor eine neue Herausforderung. Doch es ist unser Leben und ich habe endlich die Verantwortung dafür übernommen. Dafür bin ich dankbar. 

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