Ich habe dir nicht einmal mehr geantwortet

Unsere Trennung war der bitterste Schmerz, den ich je gespürt habe. Ich kannte es nicht, wie man so appetitlos wird und keine Lust mehr aufs Leben verspürt. Der Schmerz hat mich jeden Tag begleitet, ich konnte jedoch irgendwann nach vorne schauen. Ich fing wieder an, Spaß zu haben, mich mit anderen Männern zu treffen, einen neuen Freund zu finden. Nach fünf Tagen in meiner neuen Beziehung erhielt ich einen Brief von dir, du wolltest mich aufhalten, du wolltest mich zurück.

Ich habe mir diese neun Seiten mehrmals durchgelesen und bewahre sie bis heute auf. Aber ich habe dir niemals auf diesen Brief geantwortet. Ein paar Monate später trennte ich mich von meinem neuen Partner, konnte ihn jedoch auch nicht einfach gehen lassen. Das schrecklichste Dilemma meines Lebens begann: Wer berührt mein Herz? Wo gehöre ich hin? Sollte ich nicht euch beide in Ruhe lassen?

Ich begann, ein Leben zwischen zwei Männern zu führen und mein Herz wies mir nicht den richtigen Weg. Auf meiner langen Reise hatten wir immer Kontakt, ich habe dir geschrieben, dass ich dich liebe und wir es, sobald ich zurückkommen werde, erneut miteinander versuchen würden. Doch für mich wurde die Situation immer schwieriger. Keiner von euch konnte mich noch erreichen, ich versuchte eine Mauer aufzubauen, wollte nicht mehr verletzbar sein. Währenddessen verletzte ich euch zutiefst, weil ich einfach keine Entscheidung fällen konnte. Warum bin ich nicht einfach zu dir zurückgekehrt? War es die Angst, dass du mich nochmals verlassen würdest?

Bis du die Entscheidung für mich getroffen hast. Eine Textnachricht brachte mich zurück in die Gegenwart. Du wolltest nichts mehr von mir wissen. Und was tat ich? Ich habe dir – wieder – nicht geantwortet. War es die Erleichterung, weil ich nun von meinen Sorgen befreit war? Die monatelange Qual war vorüber, jedem alles Recht machen zu wollen und dabei selbst vor die Hunde zu gehen?

Ich kann bis heute keinen meiner Schritte in diesem verlorenen Jahr, das ich hätte mit dir an meiner Seite teilen können, nachvollziehen. Bis heute bin ich leer und habe keine Ahnung, ob ich gerade mein Leben führe oder eines, das ich nicht möchte. Wir hatten lange keinen Kontakt, bis wir eines Abends telefonierten. Wir haben zwei Stunden telefoniert, geplaudert und gelacht. Du hast mir gesagt, dass du dich damit abgefunden hast, dass es kein Zurück mehr gibt, dass es niemals mehr ein WIR geben wird. An dieser Stelle kullerte mir eine Träne die Wange hinab, diese Worte rissen ein Loch in mein Herz.


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