Ich liebte, was seine Liebe mit mir machte
Ein paar Kino-Abende und eine nächtliche Schlittenfahrt später wurden wir ein Paar. Felix und ich hatten uns nur wenige Tage vorher endgültig getrennt – die Streitereien, die Entfernung, wir brauchten einfach beide unseren eigenen Weg. Zum ersten Mal seit langer Zeit begann ich wieder, mich gesund zu fühlen. Klaas und ich testeten jeden Burger der Stadt, gingen Tretbootfahren, Sternegucken oder einfach nur spazieren und meist viel zu spät ins Bett. Er liebte mich für was ich eben war, ich liebte seine Art zu erzählen mit den Akzenten, Gesten und Grimassen, ich liebte den kupferfarbenen Schimmer in seinem Bart, sein Lachen und sogar die krummen Zehen. Ich liebte, wie stolz er war, als seine Familie mich kennenlernte, wie er mit seiner Nichte auf dem Teppich Dinosaurier spielte, wie er mich ansah und was das mit mir machte. Und all das liebe ich noch heute an meinem Freund.
Die Vergangenheit holte mich ein
Wir leben seit einer Weile zusammen, sind nach all den Jahren ein eingeschworenes Team, vertrauen einander und gelten als tolles Paar. Dabei denke ich manchmal, wir könnten auch Geschwister sein. Bruder und Schwester, die sich ständig necken, ihre kleinen Witze machen, abends hausgemachte Pizza ins Bett krümeln und sich einfach sehr lieb haben. Und auch wenn ich weiß, dass Dinge wie diese eine Beziehung erst so richtig lebenswert machen, fehlte mir insgeheim das Feuer, das Begehrtwerden, die Blicke, das Spiel mit der Gefahr. Es war also von vornherein denkbar ungünstig, dass mir Felix vor einem halben Jahr ausgerechnet über den Weg lief, als ich allein einen Kongress besuchte. Wir hatten ewig nichts voneinander gehört und verabredeten uns für den kommenden Abend in einer Bar. Ich fühlte mich sexy, verrucht – und redete mir gleichzeitig ein, dass ich einfach jemanden traf, den ich früher mal gut kannte. War doch nichts dabei. Ich wusste, dass ich mir in die Tasche log.