Wenn Liebe zur Gewohnheit wird: Wie ich den Mann hinterging, mit dem ich Kinder haben möchte
Heiraten wollte ich eigentlich noch nie. Früher vielleicht, in meiner ersten langen Beziehung – da lebte ich aber auch noch auf dem Dorf, traf meine Freunde abends an der Bushaltestelle und irgendwie gehörte das perspektivisch einfach zur Vorstellung vom Leben dazu. Mit dem Beginn meiner Ausbildung kam der Umzug und Freund Nummer zwei, ein nahtloser Übergang, der für mich rückblickend trotzdem eine wichtige Grenze darstellt. Felix war vollkommen anders als jeder Mann, den ich bis dahin kannte. Er war verschlossen und trotzdem wahnsinnig charismatisch, humorvoll, feinsinnig, künstlerisch und unfassbar schlau. Manchmal zog er sich völlig in sich zurück, um mich dann wieder auf Händen zu tragen und zu begehren, als sei ich die aufregendste, mysteriöseste Frau auf der Welt. Ich liebte ihn abgöttisch, ja, vielleicht vergötterte ich ihn sogar ein wenig. Seine Meinung stand über allem, er faszinierte mich bis ins Mark. Ich war seine Muse, fühlte mich unverwundbar neben ihm.
Ich wusste, dass ich mich lösen musste
Ich schmiss meine Ausbildung, um ein vielversprechendes Studium zu beginnen, und zog dafür 500 Kilometer quer durchs Land. Ich dachte fortwährend an ihn und wir sahen uns häufig, doch die ersten Monate veränderten uns. Er wurde launisch, ich angestrengt, um ihn nicht zu verärgern. Er trank zu viel und hatte, seit ich weg war, auch mit Drogen angefangen. Er begann, mich im Rausch mies zu behandeln. Nicht körperlich, aber seine verbalen Verletzungen trafen mich, wo es wehtat. Wenn ich ihm fehlte, rief er an und dichtete mir die Sterne vom Himmel. In dieser Zeit weinte ich oft, aß unregelmäßig und ging manchmal direkt danach ins Bad, um es wieder loszuwerden. Ich wusste, dass ich mich lösen musste – ahnte aber auch, dass ich für das letzte bisschen Mut einen Auslöser brauchte.
Klaas war groß, schön und witzig
Und dann kam er, eines Nachts auf einer Party, bei der ein paar Kommilitoninnen und ich im Service halfen. Er war groß, schön, witzig – und ein Nordlicht, was mir schon immer gefiel. Zusammen mit seinem Mitbewohner lud er mich und meine Freundinnen auf seine WG-Party ein, die am folgenden Wochenende steigen sollte. Ich versprach ihm, zu kommen und den Rest mitzuschleppen. Die Jungs hatten sich echt ins Zeug gelegt und großzügig eingekauft. Wären da außer uns noch andere Gäste gewesen, hätte es eine tolle Party werden können. So aber saßen wir alle die halbe Nacht um den Küchentisch, spielten Trinkspiele und feierten die Gastgeber für ihren gemeinen Geniestreich. Es dauerte nicht lang, bis sich bei mir die Schmetterlinge bemerkbar machten und auch meine Freundinnen zogen mich hinterher mit der elektrischen Spannung auf, die da zwischen Klaas und mir herrschte.