Ich habe alles versucht, um dich zurückzugewinnen

Nach fast einem Jahr waren wir dann doch zusammen. Ich war super glücklich, doch auch da hörte das Nähe-und-Distanz-Spiel von dir nicht auf. Mal hast du mich auf Händen getragen, mal tagelang ignoriert. Ich habe dir deine Freiräume gelassen, versucht, dich in nichts reinzudrängen, was du nicht wolltest. Ich hatte es akzeptiert, wie es war und es war okay für mich, nicht immer einfach, aber okay. Und oh ja, ich war wegen der kleinsten Sache eifersüchtig, aus Angst, dir nicht gerecht werden zu können, dich nicht halten zu können.

Der letzte Sommer war die schönste Zeit unserer Beziehung. Wir waren enger denn je, ich war so gut wie jeden Tag bei dir. Doch mit der Zeit war auch ich erwachsen geworden und musste eine Entscheidung treffen, ob ich weggehe zum Studieren. Ich dachte im Leben nicht daran, dass du dich deswegen trennen würdest. Doch als ich mich entschieden hatte zu gehen, gingst auch du. Ich holte meine Sachen, wir weinten beide und das hätte es eigentlich gewesen sein sollen.

Die Zeit danach war der Horror. Diesen Schmerz kann man nicht beschreiben, ich fühlte mich wie tot, obwohl ich lebendiger war denn je. Jeder Tag war so sinnlos ohne dich, mein Herz tat einfach nur weh und ich wollte mir mein Leben ohne dich nicht vorstellen. Du warst mein Zuhause geworden, mein Anker, mein Rückzugsort. Ich versuchte wirklich, zu gehen, doch eigentlich war ich mir die ganze Zeit schon so unsicher gewesen, wollte den Erwartungen von allen gerecht werden. Ich hörte auf mein Herz und ein paar Wochen später gab ich den Studienplatz zurück.

Eine so große Erleichterung fiel von mir ab, der Stein in meinem Bauch war weg. Doch damit wusste ich auch, dass eine Zeit voller Ungewissheit vor mir liegen würde. Es war der schwerere Weg, dazubleiben, nicht der leichtere. Ich weiß noch, wie ich vor deiner Tür stand, um dir mitzuteilen, dass ich hierbleiben würde. Ich dachte, du freust dich, doch genau das Gegenteil trat ein.

Du warst wütend und schriest mich an, dass du nicht willst, dass ich wegen dir dableibe. Du hast dir die Schuld gegeben, meintest, ich würde mir meine Zukunft verbauen, doch erst damit konnte ich herausfinden, was ich für meine berufliche Zukunft überhaupt will. Du sagtest, du könntest mir nicht das geben, was ich bräuchte und dass ich jemand Besseren verdient hätte. Banal, wenn nur du das einzige warst, was ich jemals wollte.


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