Eine Kennenlerngeschichte wie aus den Hollywood-Studios. Boy meets girl und das offline – ein bisschen Spannung, ein bisschen Inszenierung, ein bisschen Prickeln. Hollywood eben. Nur in echt
Meine Rolle: Leiterin eines Freiwilligendienstes von ausländischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen für drei Wochen.
Das Set: ein rosenbewachsenes Weindorf. Hochsommer. Kein Handyempfang. Idylle. Die Dorfjugend trifft sich in einem Häuschen zum Kartenspielen und Bier trinken.
Seine Rolle: stahlblaue Augen, Holzhackerarme (im Gegensatz zu Fitnessstudioarmen), Winzer und Feuerwehrmann.
Wir begegneten uns bei Stromausfall, als er zu uns kam, um mit uns heldenhaft den Sicherungskasten zu suchen. Der erste Blickkontakt und damit der erste Stromschlag in uns beiden, trotz Stromausfalls – er mit schmutzigen Händen, ich im weißen Sommerkleid. Meine Erinnerungen an diesen Moment gibt es nur in Super-SloMo. Ich werde diese Augenblicke in meinem Leben nicht mehr vergessen. Es waren Sekunden. In meinem Kopf sind es Stunden.
Bis hierhin: Rosamunde Pilcher.
Er fährt in den Urlaub – bis wenige Tage vor meiner Abreise.
Wir haben eine tolle Zeit mit der Gruppe. Über 30 Grad, Sommer, Sonne, Slackline. Arbeit und danach die Fahrt zu den Duschen, bei offenem Fenster und lauter, schrecklicher, aber irgendwie verdammt cooler koreanischer Popmusik, Baden im Fluss, sowie gelegentliche SMS an den Mann mit den stahlblauen Augen, zu dieser Zeit in Österreich. Meine Freunde zu Hause fragen nach ernsten Bekanntschaften, ich verneine, lächle und genieße das Flirtgefühl, das trotz seines Urlaubs in Österreich in der Luft liegt. Meine Gruppe macht Witze über uns beide, ob das nicht was werden könnte. Es macht Spaß, ernst ist daran nichts, auch nicht meine Absichten.
Danach folgt eine Weinprobe. Ein klassischer Faux-Pas der Aufregung von ihm: Die Gläser zerschellen auf dem Boden und ein zweiter Stromschlag durchfährt mich, in der Hoffnung, der Grund für die Aufregung zu sein und die Aufregung wiederum der Grund für das Fallenlassen der Gläser.