Ich bekomme keinen Tag zurück

Wir hatten so viele Träume für die Zukunft. Du hast für mich mit den kriminellen Sachen aufgehört und bist ins Methadon Programm gegangen. Auch wenn ich das nicht wirklich verstehen konnte, wie schwer das ist, weil ich noch nie etwas mit Drogen zu tun hatte, so habe ich sehr wohl gesehen, wie du gekämpft hast. Dann hast du eine Therapie beantragt. Du wolltest komplett raus aus dem Mist. Ein ganz neues Leben anfangen, mit mir. Damals waren wir so glücklich und so zuversichtlich. Als du völlig clean warst, nach der Entgiftung, da warst du der liebevollste, romantischste und perfekteste Mann der Welt. Du sagtest, du hättest noch niemals so viel für einen Menschen empfunden wie für mich. Wir wollten heiraten.

Etliche Therapieabbrüche, Rückfälle, Abstürze und heftige Vertrauensbrüche später, konnte ich nicht mehr so richtig daran glauben, dass wir es schaffen. Zu oft hast du mich belogen, enttäuscht und dadurch auch verletzt. Wenn es mir alles zu viel wurde und ich keine Hoffnung mehr sah und ich merkte, wie mich das alles verändert, dann trennte ich mich von dir. Nicht, weil ich dich nicht mehr liebte, sondern weil ich Angst hatte, daran kaputt zu gehen.

Und dann, einige Trennungen später, hattest du irgendwie immer mehr Angst, mir zu vertrauen. Der Halt, die Vertrautheit und die Geborgenheit, die uns beide so getragen haben, haben große Risse bekommen. Nicht nur Risse, riesige Löcher. Und dann hattest du den heftigsten Absturz, den ich miterlebt habe. Du bist total zusammengebrochen. Ohne jetzt alle Einzelheiten aufzuzählen, muss ich leider sagen, dass ich noch nie in meinem ganzen Leben so belogen und verletzt wurde. Du hast mir Angst gemacht. Ich brach alle Verbindungen zu dir ab und wir waren fast drei Monate getrennt.

Irgendwann hatte ich einen ganz lieben, langen und sehr offenen Brief von dir im Briefkasten. Du hattest endlich erkannt, dass du dein Leben wegwirfst und dass es so nicht weiter gehen konnte mit dir. Du hast dich in eine psychiatrische Klinik einweisen lassen, um erst mal wieder klar zu kommen, dann hast du wieder eine Entgiftung gemacht und dich ins Methadon Programm aufnehmen lassen. Ich war beeindruckt. Zum ersten Mal hast du das allein geschafft. Denn nur dann bringt es auch was. Zuvor hast du es immer für mich gemacht, um mich nicht zu verlieren. Aber das hat nie funktioniert. Ich schöpfte Mut und wir hatten wieder regelmäßig Kontakt. Es dauerte nicht lange, bis alle Gefühle zurück waren, fast mehr als am Anfang. Du warst fast jeden Tag bei mir, hast bei mir übernachtet, wir lebten das Leben, das wir uns immer gewünscht hatten. Nun musstest du nur noch die Therapie durchziehen und alles wäre gut.


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