Hoffentlich ist es noch nicht zu spät

Anfangs habe ich aus Angst vor ihrer Reaktion sogar versucht zu verstecken, dass ich eine neue Freundin hatte. Nachdem ich meiner Ex von meiner Freundin erzählt hatte, fiel mir eine riesige Last vom Herzen. Ich hatte das Richtige getan und zu meiner Freundin gestanden, doch leider wurde auch das Verhalten meiner Ex – wie erwartet – noch schlimmer. Sie drohte mir mit verschiedensten Dingen. Wiederholt auch damit, sich unseren Sohn zu schnappen und mit ihm so weit wie möglich wegzuziehen, damit ich ihn nicht mehr sehen könne. Ich war mit diesen Drohungen vollkommen überfordert und schaltete letztendlich das Jugendamt ein, da ich glaubte, dort schnelle und kompetente Hilfe zu bekommen. Es vergingen nicht nur Tage, sondern Wochen, bis ich endlich eine Rückmeldung bekam. Ich hatte meinen Sohn zu dem Zeitpunkt seit über sechs Wochen nicht mehr gesehen.

Die Frau vom Jugendamt lud meine Ex und mich zu einem Gespräch ein. Kurz vor dem Termin bat mich meine Ex-Freundin um ein Gespräch, in dem sie sich für ihr Verhalten entschuldigte und mir zusicherte, mir meinen Sohn nicht mehr vorzuenthalten und sich zukünftig anders mir gegenüber zu verhalten. Da sie in diesem Moment sehr glaubwürdig erschien, stimmte ich zu, den Termin abzusagen. Entgegen Ratschlägen von außen. Für eine Weile schien sich die Situation auch wirklich gebessert zu haben, aber binnen kurzer Zeit war alles wie vorher. Spätestens jetzt hätte ich mich großmachen und klarstellen sollen, was geht und was nicht. Doch das tat ich nicht. Stattdessen habe ich mich viel zu oft herumschubsen und manipulieren lassen, mich dann zuerst insgeheim darüber aufgeregt und am Ende damit meine wundervolle Freundin in unseren Gesprächen belastet.

Meine Ex-Freundin verbot mir, meinen Sohn mit zu mir zu nehmen. Sie verbot mir, meinen Sohn meiner Freundin vorzustellen. Sie nutzte jede Gelegenheit, um mir vorzuwerfen, was für ein schlechter Vater ich sei. Ich ließ sie immer wieder damit durchkommen. Ich hätte darauf bestehen sollen, meinen Sohn mit zu mir nehmen zu dürfen. Ich hätte darauf bestehen sollen, dass mein Sohn bei mir übernachten darf. Ich hätte meinen Sohn meiner Freundin vorstellen sollen. Ich war so ein Idiot. Ich habe mich von meiner Ex-Freundin herumkommandieren lassen. Sie konnte sich ungehindert in mein Leben drängen und sich so zwischen mich und die Frau stellen, die ich so liebe.

Ich wollte sie um jeden Preis glücklich machen. Ich suchte immer wieder nach Gelegenheiten, um ihr eine kleine Freude machen zu können, indem ich sie hier und da mit kleinen Geschenken überraschte. Ich schrieb ihr zur Nacht und begrüßte sie auch morgens mit liebevollen Nachrichten. Ich musste auch gar nicht versuchen, ihr Komplimente zu machen. Ich war so hin und weg, dass sie nur so aus mir heraussprudelten. Ich hatte manchmal das Gefühl, zu übertreiben, aber ich konnte nicht anders, als ihr immer wieder zu sagen, was für ein wundervoller und wunderschöner Mensch sie ist. Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich Nähe wirklich zulassen, nein, ich wünschte sie mir sogar. Ich wollte mit ihr Arm in Arm im Bett liegen, mich an sie kuscheln und mit ihr einschlafen. Ich wollte sie eigentlich gar nicht mehr loslassen, wenn ich sie in meinen Armen hielt.

Das alles habe ich aufs Spiel gesetzt, indem ich zugelassen habe, dass meine Ex-Freundin mich herumschubst und über Dinge bestimmt, die sie nichts angehen. Ich habe meiner Freundin den Eindruck vermittelt, es gäbe noch eine zweite Frau in meinem Leben. Es tut mir so unglaublich leid. Statt meiner Ex-Freundin Widerworte zu geben und ihr zu zeigen, was geht und was nicht, habe ich nach ihrer Pfeife getanzt und dadurch meine Freundin letztendlich so verletzt, dass sie sich von mir trennen möchte.


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