Was ist schmerzhafter, als ein Partner, der ohne Erklärung geht? Ein Partner, dessen Erklärung fürs Beziehungsaus unverständlich bleibt. Unsere anonyme Leserin blickt zurück auf ein unwürdiges Ende einer – vermeintlich – perfekten Beziehung
Wir hatten eigentlich doch das, was man die perfekte Beziehung nennt … Zumindest dachte ich das. Langsam und vorsichtig bis zur endgültigen Sicherheit: “Ja, wir sind ein Paar.” Wir haben uns kennengelernt. Haben unsere Leben geteilt und uns unsere tiefsten Abgründe erzählt. Streit? Das war quasi ein Fremdwort für uns. Wir waren maximal unterschiedlicher Meinung. Und das auch meist nur aufgrund eines Missverständnisses.
Klar, wir konnten uns nur am Wochenende sehen, doch ist das für zwei Menschen, die einander vertrauen und wert auf persönlichen Freiraum legen nicht in Ordnung? Zumindest für ein oder zwei Jahre? Ich wusste, du hast Probleme damit, dich zu binden … Deshalb ließen wir es so langsam angehen. Du sagtest, ich sei für dich etwas Besonderes und für mich seist du zum ersten Mal bereit, Kompromisse einzugehen und Dinge, die du sonst nie tust, zu tun.
Leere Worte? Das habe ich nie gedacht, denn ich war die Einzige, die komplett − auch familiär − in dein Leben eingebunden wurde. Wie stolz warst du auf mich und hast das jedem unter die Nase gerieben. Was für eine kluge und intelligente und vor allem wunderschöne Frau du an deiner Seite hast.
Das ist Vergangenheit. Die Trennung kam ziemlich unvermittelt, wenn auch nicht komplett unerwartet. Ich bemerkte die schleichende Veränderung, die in dir vorging. Dachte, das wäre der Prüfungsstress wegen der Abendschule. Meine Bedenken habe ich trotzdem geäußert und du hast sie von dir gewiesen, betont, dass Beziehungen für dich komplettes Neuland seien und du einfach keine Erfahrung hast und bei mir versuchst, alles richtig zu machen. Das hättest du nie gemusst. Denn du hättest in meinen Augen nichts falsch machen können.
Plötzlich jedoch wurdest du distanzierter, nachdenklicher. Klar, du kamst immer noch zu mir und hast mich umarmt und meine Hand genommen, aber du hast dich emotional distanziert. Und geglaubt, ich merke das nicht. Der große Knall kam unerwartet. Zwei Wochen nachdem du mir beteuert hast, dass alles in Ordnung sei. Drei Wochen nach unserem gemeinsamen Urlaub. Du hast mir als Grund genannt, dass nun, wo deine Prüfungen vorbei sind und du erstmals auch am Wochenende wieder ungebunden bist, darüber nachdenkst, die Welt zu entdecken, spontan zu sein und keine Rücksicht nehmen willst.