Hätte ich ihn nur statt dir kennengelernt

Nach einer Trennung geht das Leben weiter. Unsere anonyme beziehungsweise-Leserin wurde verlassen und sie fand eine neue Liebe. Doch auch dieses Glück hatte keine Zukunft. Warum hatte sie damals nicht ihn statt des anderen getroffen? Mit Wehmut blickt sie zurück und fragt: Was macht Liebe aus?

Nun ist es beinahe ein Jahr her, dass du mich einfach so aus deinem Leben gestrichen hast. Seitdem ich mich damals so voller Wut von dir verabschiedet habe. Mit den Worten: „Dir wird nichts von mir bleiben.“ Ich bin auf mein Rad gestiegen und davongefahren, ohne mich noch einmal umzudrehen. Raus aus deinem Leben.

Es folgten Tage im Nebel. In einem Schleier aus Traurigkeit, Wut und Enttäuschung kämpfte ich mich wochenlang durch meinen Alltag. Ich habe alles gelöscht, was mich noch irgendwie mit dir verband. Kisten gepackt und meine Wohnung umgeräumt. Nichts sollte mich an dich erinnern. Ein Ende der Verzweiflung nach sieben Jahren Höhen und Tiefen, in endloser Ferne.

Vier Wochen später ging ich das erste Mal wieder unter Leute. Mit dem Ziel, mir all den Schmerz von der Seele zu tanzen. Das hat funktioniert. Im Alkoholgewand spürte ich das erste Mal einen Hauch von Freiheit. Endlich wieder unbeschwert tanzen, ohne deine gehässigen Kommentare.

Als ich einige Stunden später von einer Gruppe Männer angesprochen wurde, ob ich mich nicht mit einem ihrer Freunde unterhalten wolle, antwortete ich wankelmütig: „Nein danke, er hier, der gefällt mir viel besser.“ Er war geschmeichelt über diese offensive Ehrlichkeit und wir kamen ins Gespräch. Leider wart ihr gerade dabei zu gehen. Als seine Gruppe dann drängte, kam er zu mir und flüstertest mir ins Ohr: „Wie kann ich dich erreichen?“

Wir tauschten Nummern. Und seitdem schrieben wir uns jeden Tag. Mir war, als würde ich ihn schon ewig kennen. Als wäre es eine Begegnung aus einem früheren Leben. Noch nie habe ich mich jemandem so schnell und so intensiv verbunden gefühlt. Alles, was er sagte, war wie aus meinen eigenen Gedanken entsprungen. Er, ein Abbild all der Punkte auf meiner Traummannliste, die ich schon längst an den Nagel gehängt hatte. Lange dachte ich, ich hätte alles, was ich will, in dir gefunden. Aber auf einmal war mir klar: Ihn will ich!

Ich gewöhnte mich innerhalb kürzester Zeit an ihn. Alles an ihm, so perfekt, wir beide zusammen: noch perfekter. Und plötzlich fand ich mich in einem anderen Leben. Eines, wie ich es mir immer gewünscht hatte. Wir besuchten uns regelmäßig und konnten die Zeiten zwischendrin kaum aushalten.


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