Gemeinsam gehen wir getrennte Wege

Freunde hatten sie vor seinem “Beziehungsverhalten” gewarnt. Doch wer hört schon auf warnende Stimmen, wenn die große Liebe so greifbar nah scheint? Unsere anonyme Autorin tat es nicht. Aber sie bereut es auch nicht mehr

Vor sieben Jahren sind wir uns zum ersten Mal begegnet. Irgendwo in Europa, in irgendeiner Halle. Ich habe mich damals einem befreundeten Veranstaltungstechniker als Helfer angeschlossen. Du warst unser Einsatzleiter. In den ersten Tagen dominierte die anstehende Arbeit unsere Zeit, viel haben wir nicht voneinander mitgekriegt. Bis zu dem Moment, als wir nach Feierabend im Hotel wortwörtlich ineinander gerannt sind. Wir wollten gleichzeitig durch eine Tür, jeder von einer anderen Seite, jeder mit überhöhter Geschwindigkeit. Der Aufprall ließ sich nicht vermeiden und plötzlich lag ich in deinen Armen.

Bis dahin warst du mir nicht sonderlich aufgefallen, doch jetzt schauten wir uns zum ersten Mal bewusst an und mein Puls geriet kurzzeitig ins Stocken. Ich war umgeben von deinem Duft, der mir mit einer süßlichen Mischung aus Kokos und Jean Paul Gaultier für einen Augenblick all meine Sinne raubte. Und, mein Gott, warst du schön!

Am Abend der Veranstaltung verließen wir beide früher als unsere Lichttechniker die Halle. Im Hotel hast du den Vorschlag gemacht, noch ein gemeinsames Feierabendbier zu trinken. Es wurde eine sehr lange Nacht. Unsere Gespräche waren sofort auf einer Wellenlänge und die Themen überschlugen sich ungebremst. Schnell stellte sich das Gefühl ein, als würden wir uns bereits ewig kennen und nicht erst wenige Tage. Wir stellten fest, dass wir gemeinsame Freunde und Kollegen haben und sich unsere Wege in der Vergangenheit bereits mehrfach gekreuzt hatten. Auch wenn wir uns noch gar nicht gekannt hatten, so waren wir doch immer irgendwie in der Nähe des anderen gewesen.

Wenige Tage darauf,  waren wir wieder in unserer Heimatstadt in Deutschland. Ich habe dir meine Telefonnummer in den Briefkasten geworfen, ich musste dich einfach wiedersehen. Es dauerte nicht lange bis du angerufen hast und kurze Zeit darauf saßen wir zum ersten Mal in deiner Wohnung. Wieder versanken wir in stundenlangen Gesprächen. Irgendwann hast du vorsichtig den Arm um meine Schultern gelegt und dein darauffolgender Kuss hatte die Sanftheit einer Feder.


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