Fernbeziehung? Zu fern für eine Beziehung?

Manchmal liegt das Glück nur hinter einer kleinen Reise. unsere anonyme beziehungsweise-Leserin schreibt einen Abschiedsbrief an eine ferne Liebe

Gute Stimmung, Festival, etwas angeheitert und schon sprach ich während des Auftritts von Deichkind den süßen, blonden Typ aus Bayern an. Hätte man mir in diesem Moment gesagt, dass ich nur wenige Wochen später all meine Prinzipien was Beziehungen angeht über den Haufen werfen würde, hätte ich mich dann auf ihn eingelassen?

Diese kitschigen Zeilen richten sich genau an dich. Du, der im 400 Kilometer entfernten Bayern lebt!

Die negativen Prinzipien

Der erste Gedanke, den ich beim Thema Fernbeziehung hatte, war immer das Unterdrücken des Verlangens. Das Verlangen nach Nähe: auf Kuscheln, Sex und Händchen halten unter der Woche zu verzichten. Die ständigen, langen Wege, die man auf sich nimmt, um den Partner für wenige Tage sehen zu können. Die tränenreichen Momente bei der Verabschiedung und die deprimierenden Tage danach. Man plant Wochen vorher, was man alles mit dem Partner unternehmen wird: in die Therme gehen, spazieren, zum Essen ausführen und am Abend einen Film schauen.

Die verrückte Wendung

Nein, falsch! Leider. Ich habe dich kennengelernt, du wohnst weit weg und ich will dich immer und immer wiedersehen, weil ich das Gefühl habe, in der eigenen Stadt leben nur Versager. Also setze ich mich ins Auto und lasse die Stunden an mir vorbei rasen, weil ich mich so unglaublich auf das Wiedersehen freue. Auf einmal wird alles möglich, was vorher undenkbar war.

Tatsächlich gibt es auch Vorteile in einer Fernbeziehung – ich kann es kaum glauben – aber ich kann mich auf den Job unter der Woche konzentrieren, mich weiterbilden, meine Freunde sooft treffen wie ich es will, ohne dass jemand eifersüchtig Zuhause sitzt: „Mit mir machst du nie was …“

Jedes Wiedersehen ist etwas besonderes, weil ich jede Sekunde bis zur Verabschiedung genieße. Ich lerne ganz neue Leute kennen, Sitten, Dialekte … Ein Sachse kennt es nämlich nicht, Weißwurst zum Frühstück aufgetischt zubekommen, sich ein Wochenende lang bei einem Volksfest in Lederhosen zu betrinken oder “viertel nach 4” zu sagen.


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