Es fühlte sich an wie ein Battle

Er kam und es machte klick – zuerst bei Marie, dann auch bei unserer Autorin. Wie entscheidet man sich, wenn die beste Freundin in denselben Typ verknallt ist?

Eingekuschelt in der dicken Wolldecke, die Maries Oma selbst gestrickt hat, saßen wir mit Kakao und extra viel Sahne auf der Couch und sahen uns zum gefühlt Hundertsten Mal unsere Lieblingsserie „Sex and the City“ an. Als wir sie das letzte Mal gemeinsam angeschaut hatten, zog mich Marie noch damit auf, dass ich Samantha, oder auch Sam genannt, ja so ähnlich sei – das ständige Geplauder über Männer, die ungehaltene Art und Weise über Sex zu sprechen, ausführlich und detailverliebt vom letzten One Night Stand zu berichten und jede Beziehung nach spätestens einem Monat gegen die Wand zu fahren. Mit einem schiefen Grinsen und einem Schulterzucken hatte ich ihr damals entgegnet, dass ich immer noch lieber eine Samantha Jones, als, wie sie, eine konservative und oberflächliche Charlotte York sei, die in ihrer Beziehung eigentlich todunglücklich ist.

Mittlerweile waren drei Monate vergangen und Marie war viel weniger Charlotte als zuvor. Zwar schlug ihre konservative Ader noch immer, doch hatte sie sich zumindest überwunden, sich von ihrem Freund zu trennen. Ich hingegen war laut meiner Freundin wahrscheinlich immer noch die gute Samantha geblieben, die sich in Sex-Stories wie in Badewasser suhlte. Aber war es drum, jedem das Seine.

Zurück zur Couch und unserem Mädelsabend: Wie so oft klebte ich an meinem Handy und wischte durch Tinder, als sich Marie zu mir hinüberbeugte und über meine Schulter schielte: „Und, hat es heute schon gematched?“ Ich verdrehte die Augen und antwortete mit einem leicht genervten „nein“. „Lass mich mal“, grölte Marie auf einmal los. Völlig überrascht sah ich sie an, sah in ihre dunklen Augen, die tatsächlich nicht den Anschein eines Spaßes machten. Noch bevor ich etwas sagen konnte, sowas wie „aber du hältst doch gar nichts von Online-Dating und erst recht nicht von Tinder“, riss sie mir das Handy aus der Hand und fing an zu tindern: ein Wisch nach links folgte dem nächsten, so schnell, dass ich gar nicht richtig sehen konnte, wen genau sie da wegwischte. Irgendwann rief sie ein lautes „Mist, der war süß“ durch den Raum, das mich zusammenzucken ließ. Sie hatte vermutlich einen potentiellen Kandidaten übersprungen, weil sie zu schnell nach links gewischt hatte. „Ein Anfängerfehler“, grinste ich in mich hinein.


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