Zu 100% sicher war ich mir mit der Entscheidung zugegeben nicht. Die Jungs flogen eher zurück als ich und als ich nach vergeblicher Jobsuche auch eher zurückfliegen musste, rutschte ich gleich ins nächste Tief. Mein Freund – nun, jetzt konnte ich ihn ja so nennen – bezahlte mir erstmal die Umbuchung für den Flug, weil ich kein Geld mehr hatte. Was hätte ich ohne ihn gemacht? Er entschied sich, mich vom Flughafen in Frankfurt abzuholen und ich fiel ihm förmlich in die Arme. Nach 24 Stunden Flug und den etlichen anderen Stunden Zwischenaufenthalt war ich völlig in Trance. Noch im Flieger hatte ich Zweifel, ob er wirklich da stehen würde. Würde er pünktlich sein? Würde er an der richtigen Abholzone stehen? Was wäre, wenn er mich gar nicht abholt, sich in der Uhrzeit vertut oder gar in dem Tag aufgrund der Zeitverschiebung? Ich habe kaum ein Auge zubekommen auf dem Flug. Ich kam vom Gepäckband und folgte unzähligen Schildern zum Ausgang. Er stand da. Pünktlich, am richtigen Ausgang. Es war ein überwältigendes Gefühl und der Moment, als er mich in den Arm genommen hat, wohl einer der schönsten, an die ich mich auch in 20 Jahren noch erinnern werde. Ich blieb danach zwei Monate bei ihm in Würzburg bevor ich zurück in meine Heimat ging. Das war im Sommer 2016.
Jetzt haben wir Juli 2017 und ich sitze gerade in meiner Wohnung in Würzburg, während ich unsere Geschichte erzähle. Ja, wir sind immer noch zusammen und ich bereue es kein Stück, dass ich mich für die Beziehung entschieden habe, wo ich am Anfang doch so gezweifelt habe. Es ist die mit Abstand schönste und intensivste Beziehung, die ich je hatte und vermutlich auch die, die mich selbst am meisten überrascht. Hätte mir jemand vor meiner Reise gesagt, dass ich mal nach Würzburg ziehe, hätte ich demjenigen vermutlich einen Vogel gezeigt.
Aber nach den ersten Tagen in meiner Heimat war mir klar geworden, dass ich nicht für immer in Bielefeld bleiben wollte und heute fühlt es sich immer noch an, als würde ich meine Reise ein bisschen fortführen. Wie schnell sich die Dinge ändern können durch Kleinigkeiten, das finde ich immer noch faszinierend. Hätte ich mich in Neuseeland nicht mehr auf den vollen Campingplatz gestellt, hätte ich ihn nie kennengelernt und würde vermutlich jetzt nicht in Würzburg wohnen.
Und es war genau die richtige Entscheidung, sich für diesen Menschen zu entscheiden und ich bin mal wieder gerade total baff, was sich aus diesem einen Moment entwickelt hat. Ja, manchmal muss man sich einfach trauen und einen Schritt ins Ungewisse wagen. Und ich war noch nie in einer Beziehung so glücklich wie jetzt.
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Anna Zimt
Redaktion
Eric Hegmann