Bei unserer beziehungsweise-Leserin war die Angst immer Beifahrer. Keine Beziehungsreise, in der sie nicht irgendwann das Steuer übernehmen wollte. Aber es gibt ein Gegenmittel gegen die Angst …
Die Liebe (und wahrscheinlich auch der Rest des Lebens) ist eine große, aufregende Reise. Man kann zu Beginn nicht sagen, ob es nur so ein kurzer Wochenend-Tripp oder doch eine Weltreise wird. Egal, mit wem ich diese Reise bis jetzt angetreten bin, die Angst hat mich ständig als Schwarzfahrer begleitet.
Ich weiß, dass ich damit viele Beziehungen sabotiert habe. Bei manchen war das rückblickend gut, manche hätten vielleicht noch Potenzial gehabt. Es ist die Angst, zu wenig zu sein oder zu viel zu geben oder verletzt zu werden – seelisch und körperlich. Ich hatte Beziehungen, die mich geprägt haben und ich habe meine Erlebnisse immer in die folgenden Beziehungen eingearbeitet. Das war unfair, das weiß ich.
Genauso habe ich bei dir auch angefangen. Ich habe mich zu dir ins Auto gesetzt und bin mit dir auf diese Reise gegangen. Diesmal mache ich es anders! Diesmal wird’s besser! Aber die Angst hatte sich schon wieder im Koffer zwischen meine Schuhe gequetscht. Doch diesmal wurde es anders, was aber nicht unbedingt immer mein Verdienst war.
Die Angst meldete sich bereits beim ersten Date. Wir hatten zuvor ewig hin und her geschrieben und es kribbelte leicht, wenn du zurückgeschrieben hast. Nun saß ich in dem Café und machte mir Gedanken. Was, wenn du mich nicht magst? Was, wenn du total verrückt bist? Was, wenn das T-Shirt doch zu kurz ist und du die Narben an meinen Armen jetzt schon siehst?
Ich war viel zu früh und wartete, rauchte viel zu viel und zupfte an dem blöden T-Shirt rum. Als du um die Ecke kamst, war ich vollständig geflasht. Du hast mich angestrahlt und hattest mit Abstand das schönste Lächeln, das ich jemals gesehen habe. Dann hast du mir vier Stunden lang mit deinen tollen, blauen Augen in meine geguckt. Nicht einmal auf die Arme! Wieso auch?
Wir haben geredet und gelacht. Du fandest mich nett und ich dich nicht völlig verrückt. Nach dem ersten Date fuhr die Angst weiter mit und je mehr ich dich mochte, desto weiter krabbelte sie mir aus dem Kofferraum ins Genick. Was ist, wenn du dich nicht meldest? Doch du wolltest jeden Tag bei mir sein. Kamst sogar mit zu den Pferden, obwohl das so gar nicht dein Ding ist.