Unsere anonyme Leserin erzählt keine gewöhnliche Liebesgeschichte, sondern wie sie nach einem unvorstellbar schrecklichen Erlebnis zurück ins Leben fand. Sie möchte anderen Frauen, die in eine ähnliche Situation geraten, Mut machen und sie darin bestärken, dass sie alles schaffen können
Mit 19 Jahren zog ich, wie so viele, von zu Hause aus. Ich wollte studieren, feiern und mein erwachsenes Leben in vollen Zügen genießen. Das hat auch wunderbar funktioniert. Ich fühlte mich frei und erwachsen und mein Selbstbewusstsein wuchs immer mehr, auch wenn die Uni etwas hinten anstehen musste. Nach zwei Jahren lernte ich einen Mann kennen. Im Nachhinein ist mir klar, dass es mir weniger um ihn selbst ging, als viel mehr darum, einen Kampf gegen seine allgegenwärtige Ex-Freundin zu gewinnen. Wir feierten sehr viel, hatten Spaß miteinander und wurden unvorsichtig.
Bis ich eines Tages das Ausbleiben meiner Periode bemerkte und zum Arzt ging. Wie befürchtet, war die Diagnose, dass ich bereits im dritten Monat schwanger war. Es dauerte sehr lange, bis ich den Mut gesammelt hatte, ihm und meiner Familie davon zu erzählen. Schnell war aber klar, dass die Freude auf meine kleine Tochter bei allen größer war als der Schock. Also suchten wie uns eine gemeinsame Wohnung und richteten ein Kinderzimmer ein.
Mein Leben änderte sich von Grund auf. Ich hatte das Gefühl, das Richtige zu tun. Als meine Tochter auf der Welt war, hatte ich eine Zeit lang alles, was ich wollte. Mir fiel dabei nicht auf, dass die Beziehung schon lange keine mehr war. Wenn er von seinem Job in der Bank kam, ging ich zu meinem Kellner-Job, den ich neben meinem neuen Fernstudium angenommen hatte, um etwas dazu zu verdienen, da mein Partner von Anfang an darauf bestanden hatte, alle Ausgaben zu teilen.
Ein eigenes Leben hatte ich nicht mehr. Das wurde mir erst bewusst, als ein Arbeitskollege anfing, sehr eindeutig mit mir zu flirten. Nach einigen Annäherungsversuchen seinerseits wurde ich irgendwann schwach. Dreimal habe ich den Vater meiner Tochter betrogen, bis ich alles beichtete und die Beziehung beendete. Zu meinem großen Erschrecken wollte er von Anfang an keinerlei Kontakt zu unserer gemeinsamen Tochter. Das tut mir bis heute leid für sie, aber abgesehen davon, war ich endlich wieder glücklich.