Urplötzlich waren wir also ein Paar. Die Gefühle füreinander, die schon so lange da waren, die wir aber unterdrückt hatten, durften endlich Raum haben. Sie entfalteten sich mit großer Wucht und in den buntesten Farben. Wir konnten nicht voneinander lassen, waren ein Herz und eine Seele. Dachten wir.
Doch was passiert, wenn einer mehr liebt? Oder anders? Dann ziehen Risse ein, die Balance geht verloren. Du wolltest jede freie Sekunde mit mir verbringen. Hingst an meinen Lippen. Sagtest zu allem „ja“, gabst dich selbst auf. Auf einmal hatte ich wieder die Verantwortung für dich übernommen, wie schon am Abend unseres Kennenlernens. Wo war das Gleichgewicht? Widerworte? Eine eigene Meinung?
Unser Glück war nur von kurzer Dauer. Ich machte mir die Trennung nicht leicht, denn ich ahnte, dass ich nicht nur meinen Partner, sondern zugleich einen herzensguten Freund verlieren würde.
Die Ahnung bewahrheitete sich. Du suchtest auch nach dem Beziehungs-Aus weiterhin meine Nähe, doch leider nicht auf freundschaftliche Art, sondern mit diesem Leuchten in den Augen. Lange wollte ich es nicht sehen, klammerte mich an die Hoffnung, dass unser Techtelmechtel unserer vertrauten Zweisamkeit nichts anhaben konnte. Ich wollte dir klarmachen, dass ich nichts mehr für dich empfinde. Durch Worte, lange Gespräche, aber auch Verhaltensweisen. Ich kuschelte mich nachts nicht mehr an dich, vermied es, dass wir beieinander übernachteten, erzählte dir von One-Night-Stands. Vergebens.
Lebe wohl. Du warst ein guter Freund. Mein Freund. Und nun bist du keines mehr von beidem. Es tut mir leid.
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Redaktion
Anna Zimt
Eric Hegmann