Wie beendet man nach zehn Jahren eine Beziehung? Nicht durch ein eindeutiges Bild in der vereinbarten Bedenkzeit über die gemeinsame Zukunft, meint unsere anonyme beziehungsweise-Leserin
Ich und Internet? Niemals, das ist nicht mein Ding. Und doch ließ ich mich breitschlagen, mich auf einem Portal anzumelden. Irgendwann war es ein netter Zeitvertreib, und da war plötzlich er, der mir täglich den Witz des Tages in mein Gästebuch stellte und mir damit ein Lächeln ins Gesicht zauberte.
Mir, die gefangen war in einer Scheinehe, die geprägt war von den ständigen Affären meines Mannes. Gefangen, weil ich meinem Kind nicht den Vater nehmen wollte. Und was würden die Leute sagen, wenn ich mich „plötzlich“ trennte. Nur ganz ausgewählte Menschen wussten, wie es zu Hause wirklich aussah. Nach außen hin lebte ich die Fassade einer glücklichen Familie.
Und er postete unermüdlich weiter, jeden Tag. Dieses Lächeln tat mir so gut, weitere Gedanken verdrängte ich: „Du bist verheiratet, hast ein Kind, bis hierhin und nicht weiter …“ Hätte meine Freundin ihn nicht irgendwann animiert, mich doch mal anzuschreiben, es wäre vermutlich weiterhin bei den Gästebuch-Einträgen geblieben.
Dann der erste Kontakt, wochenlang schrieben wir uns und ich merkte schnell, wie vertraut mir dieser fremde Mensch doch war. Auch er war „gefangen“ in einer unglücklichen Ehe mit Kind, es gab so viel, worüber wir uns austauschen konnten.
Dann das erste Treffen: Amors Pfeil traf mich mitten ins Herz und ziemlich schnell stand der Entschluss fest: Ich muss raus aus meiner Ehe und möchte ein Leben mit dem Menschen, der mich immer wieder zum Lachen bringt. Jeder von uns brach aus seiner Ehe aus, jetzt begann unsere Zeit.