Reicht es im Leben, durchschnittsglücklich zu sein? Amelia lässt dieser Gedanke keine Ruhe. Ein Leserbeitrag über Konsequenz und Mut in der Liebe
Ich bin seit einem Monat 30. Und Single. Seit gestern. Und warum? Nicht, weil er mich verlassen oder sich eine Jüngere angelächelt hat, sondern, weil ich nicht durchschnittsglücklich sein wollte. Doch was genau verstehe ich darunter?
Durchschnittsglückliche Menschen sind die, die grundsätzlich sagen: “Ja, es geht mir ganz gut. Es läuft ja alles und es gibt keine großen Turbulenzen. Ich liebe meine Familie und auch, wenn mein Leben mich nicht ganz erfüllt, bin ich zufrieden. Mich aus meiner Ehe oder Partnerschaft zu lösen, wäre mir zu viel Stress, es wäre finanziell eine zu große Hürde. Es fehlt mir zwar etwas, aber wo ist es denn schon perfekt?” Das ist für mich durchschnittsglücklich.
Verstehen Sie mich nicht falsch, das kann für einige der richtige Weg sein. Ich möchte nicht bewerten oder gar verurteilen. Doch ich bin einfach anders. Es geht mir nicht darum, immer höher, schneller und weiter zu gelangen, aber ich möchte so richtig glücklich sein. Mir ist klar, dass nach einem Auf auch mal ein Ab kommt, aber ich möchte in diesem – einen! – Leben glücklich sein. So glücklich bitte, dass ich manchmal platzen könnte vor Glück.
Seit gestern bin ich Single
Der Weg dorthin ist nicht immer einfach. Es erfordert Mut, seinen eigenen Weg zu gehen und gut für sich zu sorgen. Vielleicht ist es sogar so, dass es wirklich nur noch Lebensabschnittsgefährten gibt? Gefährten, die uns auf unseren Wegen ein Stück zum Glück begleiten, mit denen wir lernen dürfen und uns weiterentwickeln? Einer dieser Weggefährten darf auch gerne länger bleiben … Nur, so ist es ja nicht. Stattdessen ist da die typische Angst der 30-jährigen Single-Frauen: “Was, wenn ich keinen mehr abbekomme? Wenn ich keine Kinder mehr bekomme, nicht heirate?”
Doch ist es das wert, dafür nicht glücklich zu sein und lieber die alten Schuhe anzubehalten? Ich finde nicht. Also habe ich allen Mut zusammen genommen, die Sachen und den Hund gepackt und bin ausgezogen. Vor zwei Wochen. Und es geht mir auf einmal auch ohne Mann in meinem Leben gerade richtig gut. Es war für mich also nicht nur die richtige Entscheidung, sondern auch ein Schritt in Richtung Glück.
Eine Freundin, selbst frisch getrennt und das eher aus Unglück als aus Durchschnittsglück, meinte zu meiner Trennung: „Wenn mein Exfreund sich nur so verhalten hätte wie deiner und nicht so viel schlimmer, wäre ich schon zufrieden gewesen.“ Doch genau das ist zufrieden geben mit dem, was wir so vorfinden. Ist es nicht viel besser für uns selbst und den anderen, den Partner an der Seite zu haben, der uns zum Strahlen bringt, während er uns begleitet?