Du weißt nie, wo die Liebe dich findet

Die schönsten Liebesgeschichten schreibt das Leben – und die beziehungsweise-Leser erzählen sie für uns alle

Kein Weg zu weit von Leserin Sarah

Eigentlich bin ich in das Kaff gefahren, um mir anzusehen, wie man Instrumente baut. Weil mein Professor so ein Abenteurer ist und unbedingt mit uns Ski fahren gehen musste, obwohl in diesem Kaff kein Schnee lag. Aber ich bin trotzdem hingefahren und hab mir alles brav angesehen. Ich bin nachts mit Stirnlampe Ski gefahren an einem Ort mit einem merkwürdigen Namen, zu dem man erst einmal eine halbe Stunde gefahren ist, und habe begonnen Spaß zu haben mit dem Rest der Studentengruppe. Jeden Tag habe ich einen neuen Arbeitsschritt der Instrumentenproduktion kennengelernt und jeden Tag Lust auf mehr bekommen. In der Firma arbeiteten zu meiner Überraschung viele junge Leute. Zu tun hatte ich allerdings nur mit den Älteren, die mir gezeigt haben, wie’s geht. Bis ich plötzlich vor einem jungen Kerl stand, der aussah wie mein Traummann. Ups! Und das im hintersten Eck Deutschlands. Leider habe ich mich nie mit ihm unterhalten. Zu blöd! Wahrscheinlich, weil ihm Studenten sowieso völlig egal sind, die gerade mal vier Tage da sind und dann wieder abhauen. Ich fand heraus, dass er der Sohn des Chefs war. Noch besser. “Und ein absolut kluger Kerl. Nur mit dem Fußballgeschmack stimmt’s nicht ganz”, wurde mir gesagt. Klingt großartig. Ein großer, blonder, muskulöser Typ, der auch noch klug war! Fußball ist mir persönlich ja völlig egal.

Wir reisten wieder ab, ohne dass ich wusste, wie alt er war und was er sonst noch so machte, außer Instrumente zusammen  zu schrauben. Ich fand ihn – natürlich – bei Facebook. Und schrieb ihn an. Sympathisch, nett, interessant und immer interessanter … Ich kam mir vor wie beim Online-Dating. Irgendwann war klar, dass wir uns treffen mussten. Schwierig, weil zwischen meinem Studienort und seinem Wohnort ungefähr 550 km liegen. Ein Glück, dass mein eigentliches Zuhause nur 1,5 h mit dem Auto von seinem Kaff entfernt liegt. Er wollte mir nochmal schreiben, ob er Zeit hätte, wenn ich zu Hause wäre. Na toll. Vier Tage auf eine Nachricht warten, die über unser Glück entscheiden würde. Ich hielt es genau zwei Abende aus, dann schrieb ich ihm. Die Antwort war, dass es ihm dann doch irgendwie zu weit entfernt wäre. Also sagte ich ab. Wozu sollten wir uns treffen, wenn von vornherein klar ist, dass der eine nicht für eine Fernbeziehung bereit ist? Es verging eine Woche und ich war am Boden. Bye Bye Liebe meines Lebens. Ich hörte Cro rauf und runter, obwohl er wirklich nicht mein Geschmack ist. Kaum war ich zu Hause angekommen, erhielt ich eine Nachricht. Ob wir uns nicht doch treffen könnten. Das taten wir.

Es dauerte noch 3 Monate, bis er mir sagte, dass er es versuchen will, denn ich wäre es wert diese Strecke mindestens einmal im Monat auf sich zu nehmen. Ich bin noch nie so glücklich gewesen.

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Unsere kleine große Jugendliebe, die es nicht bis in die Gegenwart schaffte von Leserin Vanessa

Du und ich. Wir, ja was waren wir? Ein Paar. Ein Traumpaar für einige Zeit vielleicht. Aber war das alles echt? War das wirklich alles echt? Oder was das nur die Fassade? Die Fassade, die von dem schönsten und treusten Lächeln, von den gehauchten warmen Worten, von den zärtlichen Umarmungen geschmückt wurde? Kann das sein? Kann man sich so täuschen?

Ich tat es anscheinend. Ich war auch nicht immer fair, erzählte dir nicht immer alles. Aber ich versuchte es zumindest. Ich legte dir all meine Gedanken offen. Alles was ich dir verschwieg, war die Sache, dass ich nicht mehr wusste, ob ich dich noch liebe, ob die Liebe noch felsenfest ist. Aber das waren auch nur temporäre Gedanken in meiner Jugend. Ich wusste es selbst nicht, deshalb redete ich auch nicht mit dir darüber – ich hatte Angst dich zu verletzen. Ich hätte es dennoch ansprechen sollen, ich weiß. Außer dieser Ausnahme wusstest du ALLES von mir. Du kanntest meine Ängste, meine Sorgen und meine Probleme. Ich hatte das Gefühl, bei dir seien sie gut aufgehoben. Du warst für mich wie eine kleine Truhe, die ich jederzeit bei mir hatte und immer bei mir tragen wollte, für immer.

Erst nach und nach fiel mir auf, dass ich nicht das gleiche für dich bin. Du erzähltest mir nie oder nur selten von Problemen oder Ängsten. Du hattest nie irgendetwas an mir auszusetzen. Wenn ich nachfragte, was dich an mir störte – ja, auch ich wollte mich bessern – hattest du nie was auszusetzen und die Konversation endete mit den Worten “Du bist perfekt”.

Das war für uns beide eine angenehme Lösung. Doch war es das wirklich? Kein Mensch ist perfekt und ich habe sicherlich Fehler gemacht. Aber wieso hast du das Thema nie angesprochen? Hast du es einfach hingenommen, hattest du Angst vor Streit oder gab es da wirklich keine zerbrochene Glasscheibe an meiner “ach so perfekten” Persönlichkeit?

Ich wünsche dir, dass du irgendwann in der Lage bist mit jemandem über seine und deine eigenen Fehler zu sprechen, das ist so wichtig und eine Voraussetzung, für eine Beziehung für die Ewigkeit. Für die Ewigkeit, für immer – das waren deine Worte. Jede Woche. Jeden Tag. Jeden Abend. Du nahmst meine Hand, meine Finger und stecktest mir den schönsten Ring an, den es gab. Es war ein Ring des Vertrauens, ein Ring der die Ewigkeit bedeuten sollte. Er war unsichtbar – vielleicht war gerade das der Fehler. Du hast es nicht geschafft umzusetzen, was wir uns beide gewünscht haben. Als wir eines Nachts in meinem Bett lagen, haben wir uns die Ewigkeit gewünscht. Wir waren so jung, so unerfahren, aber wir hatten uns und unsere Liebe war stark. Weißt du noch? Aber es hat nicht funktioniert, du warst zu schwach. Zu schwach, um über deinen eigenen Schatten zu springen, was man definitiv für die Liebe können muss.

Jetzt sitze ich hier, 14 Monate später und schreibe diesen Text. Es ist, als fallen mir die schweren Worte von der Seele. Ich bin bereit für etwas Neues. Ich bin nicht mehr sauer auf dich, nur noch enttäuscht und das wird auch noch sehr lange so sein, das Gefühl, die Schmerzen sitzen so tief. Dennoch hast du einen festen Platz in meinem Herzen. Du bist meine dreijährige erste Liebe, meine Jugendliebe, meine große Erfahrung. Ich trage dich, die Truhe immer noch mit mir und das kann mir keiner nehmen. Du hast für immer ein Platz in meinem Herzen, du und unsere Beziehung. Es gehört nicht mehr zur Gegenwart auch nicht zur Zukunft, aber du bist meine schönste Vergangenheit. Ich wünsche mir, dass ich irgendwann fähig bin, mich nochmal so in jemandem zu verlieren, wie ich mich einst an dir verloren habe. Ich wünsche mir, dass ich die große Liebe der Gegenwart finde. Dir wünsche ich, dass du glücklich wirst. Das konnte ich leider vor einigen Monaten noch nicht aussprechen. Du bist ein guter Mensch und hast jemanden verdient, der dich wieder glücklich macht und dir das gibt, was du brauchst. Ich bin mir sicher, dass du irgendwann das findest, wonach du suchst. Ich habe den Wunsch in meinem Leben noch einmal ein Gespräch mit dir zu führen, so wie früher – du und ich. Jetzt hätte ich nicht die Kraft dazu, auch nicht in ein paar Monaten. Ich rede von Jahren, in einigen Jahren vielleicht. Ich habe so viele offene Fragen und ich möchte das Puzzle vollenden. Ich möchte wissen, dass du mich geliebt hast, dass du mich von ganzem Herzen geliebt hast und dass es keine Lüge im Schutz deines Glaubens war. Ich möchte sicher sein, dass es die Wahrheit war.


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