Du warst fixiert auf deinen Job, so ehrgeizig, so erfolgsgeil. Anfangs bewunderte ich das. Irgendwann machte es mich traurig, am Ende war ich nur noch genervt. Alles um dich herum blendetest du aus. Deine Freunde kriegten dich nicht mehr zu Gesicht und wenn du doch mal den Weg nachhause fandest, warst du zwar körperlich anwesend, aber mit den Gedanken ganz woanders.
Ich hingegen wollte mehr. Mehr reisen, mehr erleben, mehr Spontanität. Wir waren jung, ohne Kinder, ohne großartige Verpflichtungen. Wenn nicht jetzt, wann dann? Und wenn ich vorschlug, diese Reisen ohne dich zu machen, warst du entsetzt. Vermutlich nicht, weil deine Sehnsucht nach mir so groß war, sondern eher die Angst davor, dass sich in dieser Zeit niemand um die Wohnung und einen vollen Kühlschrank kümmern würde. Im Glauben daran, dass unsere Beziehung eine Zukunft hätte, blieb ich da.
Das mit uns, das war einfach bequem. So wie eine alte Couch, die mittlerweile ziemlich verbraucht aussah und die ihre besten Tage schon hinter sich gebracht hatte. Aber trotzdem hing man an ihr, wollte sich nicht trennen. Schließlich passte sie gut in die Wohnung. Passte gut zur Gesamterscheinung. Und sie war bequem, sehr bequem. Meine ganz persönliche Komfortzone.
Dieser Vergleich fiel mir bei der Arbeit ein, als ich gerade das Bild von uns auf meinem Schreibtisch betrachtete. Und ich musste im ersten Moment wirklich lachen. Eine Beziehung, seinen Partner, mit einer abgeranzten Couch zu vergleichen, war wirklich hart. Im Moment darauf war ich traurig. Enttäuscht. Sehnte mich zurück nach der Zeit, wo alles einfach und aufregend war. Nach der Zeit, in der ich dich nach ein paar Stunden schon vermisste. Wir jede freie Minute miteinander verbrachten. Wir uns im Sekundentakt verliebt in die Augen schauten.
Sich einzugestehen, dass diese Zeit nach mehrfachen Versuchen nicht zurückkommen wird, war schwer. Aber ich fasste einen Entschluss. Ich wollte es beenden. Ich wollte den Schritt gehen. Nicht nur für mich, auch für dich.
Als ich nach der Arbeit den Fahrstuhl verließ, fuhr ich auf direktem Wege nachhause. Ich fuhr nicht wie geplant ins Fitnessstudio, ich wollte es hinter mich bringen, wollte es ein für alle Mal mit dir klären. Klare Verhältnisse schaffen.
Je näher ich unserer Wohnung kam, desto mulmiger wurde mir zu Mute. Und als ich die Wohnungstür aufschloss, merkte ich es sofort.
Es war anders. Es fehlte etwas. Im Flur standen weniger Schuhe als üblich und auch der Jackenständer war nicht so überfüllt wie sonst. Dein Schlüssel hing nicht wie gewohnt am kleinen Häuschen und es war still. Sehr still. Ich hörte nur das leise, einsame Knacken der Heizung.
Auf dem Küchentisch lag ein Stück Papier. Rausgerissen aus deinem Terminkalender. „Sorry, ich kann das nicht mehr.“