Nach dem Urlaub lief es etwas besser, aber nie gut, denn du warst stets unzufrieden, weshalb du maulig durch die Welt wandeltest. Immer hattest du etwas zu meckern: an mir, an der Gesellschaft, an deiner Familie, an deinen Freunden, an allem. Deine jahrelangen Freunde hast du ausgetauscht gegen Menschen, die ihr Leben ebenfalls nicht gebacken bekommen, denn Menschen mit Erfolg erträgst du nicht lange neben dir – sie zeigen dir dein verkorkstes Leben auf. Am witzigsten unter euch „Kiffern“ ist, dass ihr übereinander herzieht, sobald ihr nicht beieinander seid. Tolle Freundschaft.
Nach deinen Bewerbungen meldete sich nur ein Betrieb zurück, so dass du diese Möglichkeit wahrzunehmen hattest, um nicht noch ein Jahr zu vergeuden. Du warst sehr unglücklich in diesem Betrieb und die Ausbildung machte dir keinen Spaß. Ziemlich schnell spieltest du mit dem Gedanken, abzubrechen, doch deine Familie und ich rieten dir, es durchzuziehen. „Mach einen guten Abschluss, damit du aus diesem Unternehmen abhauen kannst!“, ermutigten wir dich.
Du hast viel gemeckert, aber bist am Ball geblieben. Ich merkte jedoch, dass es dir damit nicht gut ging. Du bist unglücklich mit der Situation und diese Unzufriedenheit hast du immer wieder an mir und deiner Familie ausgelassen. Bei deinen Kiffer-Freunden warst du selten maulig – die schlechte Laune habe ich abgefangen. Ich wollte auch für dich da sein, aber ich wünschte mir auch mal Momente, in denen du nicht wegen Kleinigkeiten ausrastest oder uns die Stimmung verdirbst. Du hast nur nach Fehlern gesucht – überall! Es war wirklich anstrengend und ich habe äußerst selten meinen Missmut oder meinen Kummer geäußert, weil ich für dich stark sein musste und du schnell mit dem Gedanken gespielt hättest, unsere Beziehung aufzugeben.
Ich frage mich immer wieder, warum ich diese „Beziehung“ solange geduldet habe, denn ich habe nichts von dir zurückbekommen, gar nichts. Selbst beim Sex warst du der pure Egoist. „Meine Freundin kommt gleich? Mir doch egal, ich komme jetzt. Ich hatte dann ja meinen Spaß“, und schon war jegliche Zärtlichkeit vorbei.
Du hast dich im letzten Jahr sehr gehen lassen: Du hast zugenommen, bist fast nur noch in Jogger herumgerannt und deine Joints nahmen zu. Da wundertest du dich, warum ich nicht mehr über dich hergefallen bin?! Du wurdest richtig aggressiv, wenn ich dich mal darum bat, den Joint wegzustecken. „Wieso eigentlich?“, fauchtest du mich an.
Glaubst du ernsthaft noch, dass du nicht abhängig bist? Siehst du nicht, wie Gras dein Leben bestimmt? Nie hattest du Geld. Wir konnten nichts unternehmen. Keine Kanu-Tour, kein Kinobesuch, kein Essen zu besonderen Anlässen – nichts! Vor einem Jahr dachte ich, dich gebrochen zu haben. Du warst erstmalig ehrlich zu mir und beichtetest mir deine Schulden, die du bei deinen Freunden hattest, und dass du dich bei der Polizei nicht bewarbst, weil du nicht durch den Drogentest gekommen wärst. Wow! Das plättete mich.