Du kannst nicht mehr mein bester Freund sein

Für mich war das unterschiedlich gut zu ertragen. Manchmal war ich zufrieden mit den jeweiligen Situationen, manchmal brach ich danach ein, manchmal war mir einfach alles nur noch egal und ich war genervt von diesem Hin und Her und manchmal machte ich mir Hoffnung. Wir redeten miteinander, ich sagte dir, wie ich die Situation sehe und was ich will. Du warst damit einverstanden, sagtest aber klar, dass du momentan keine Beziehung willst. Dass es nicht mit mir als Person zu tun hat, sondern generell.

Jedes Mal, wenn wir miteinander schlafen, ist es schön, es passt. Wenn wir Zeit verbringen auch. Wenn wir nebeneinander einschlafen auch. Und da liegt der Punkt. Mir fehlt diese Geborgenheit von dir – die, die ich schon früher bekommen habe, als wir noch „Bruder und Schwester“ waren. Einmal während der letzten sechs Wochen hast du bei mir nach einem Kinobesuch übernachtet. Damals ging dies von dir aus und es galt „nebeneinander einschlafen ja, aber nochmal Sex haben, nein“. Dann entwickelte es sich in den Woche zu: „Wir bleiben Freunde und haben Sex.“ Während unserem Kurzurlaub beim Zelten hast du mich zum Einschlafen zu dir ran gezogen, meine Hand gehalten, mir den Rücken gestreichelt. Das ist mir etwas schwerer gefallen, als Sex mit dir zu haben. Aber es war genau das, was zwischen uns ist. DIE NÄHE IST DA!!! Und man kann sie immer zwischen uns spüren, selbst wenn wir uns nicht anfassen.

Nach diesem Urlaub führten wir dann das Gespräch: Keine Beziehung – aber der Rest läuft weiter.

Aus einer Laune heraus, habe ich dich vor Kurzem gefragt, ob wir nochmal nebeneinander einschlafen könnten. Ich wollte, dass du für mich da bist, wie früher, dass du auf mich aufpasst, dass ich mich ausruhen kann. Du hast es verneint: „Zu viel Nähe fühlt sich nicht richtig an, weil dies Dinge sind, die man in einer Beziehung macht, mit seinem Partner.“ Beim Sex ist offensichtlich mehr Distanz möglich für dich, zumindest emotional …

Diese Abwertung zu spüren, von dem Menschen, der mir am meisten bedeutet, holt den ganzen Schmerz wieder hervor. Du sagst, du hast mich wirklich lieb und dass ich nicht denken soll, dass ich dir nichts wert bin und es dir nicht nur um das Körperliche geht.  Schön. Ich dachte auch immer, ich hätte das gespürt. Aber ich möchte mich nicht auf Distanz halten müssen, ich wollte es so laufen lassen und dachte, wir wollen das beide und fühlen uns gut. Wahrscheinlich hast du Angst, dass ich mir Hoffnung auf einen Beziehungsneustart mache. Das habe ich auch schon des Öfteren getan, logischerweise wünsche ich mir eine zweite Chance. Aber ich hatte es akzeptiert, wie es war und es war soweit okay für mich.

Jetzt ist nichts mehr gut. Ich habe einfach geglaubt, dass wir uns wieder alles sagen und darüber reden können, dass wir endlich wieder über uns ins Gespräch kommen, ohne dass du dich unter Druck gesetzt fühlst. Ich dachte, wir bringen einander den Respekt entgegen, indem wir äußern können, was wir möchten und was nicht. Um die Nähe zwischen uns zu erhalten, ohne uns zu erdrücken und ohne die Verpflichtung einer Beziehung. All das zu akzeptieren, war für mich schon nicht leicht – und ich habe Zeit gebraucht, um das irgendwie nachvollziehen zu können. Aber ich war auf einem guten Weg.

Nun ist der nächste Schritt gekommen. Freunde, ja. Sex, ja. Nähe, nein.


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