Freunde, Freundschaft Plus, Liebende: Sie haben viele Beziehungsmodelle miteinander versucht. Unsere anonyme Leserin hat sich nun entschieden, dass sie nicht länger ihre Bedürfnisse zurückstecken möchte
Es ist traurig, wie sich alles entwickelt hat. So viele Jahre ist nun Pause zwischen uns. Wir waren noch Jugendliche. Wir trafen uns zum Skaten, Abhängen oder was wir eben so taten. Du warst mein bester Freund, ich habe bei dir übernachtet – wir haben Zeit verbracht, wie Geschwister und wir haben über alles gesprochen, egal was es war. Ich vertraute dir und schenkte dir einen großen Platz in meinem Leben, bis irgendwann unser Freundeskreis auseinanderging, du eine Freundin hattest und ich plötzlich nicht mehr wichtig genug war. Zu dieser Zeit ging es mir schlecht, genauso wie heute. Ich hätte es – so viele Jahre später – besser wissen müssen.
Als wir uns wieder trafen, liess ich es mit Bedenken zu. Schnell stellte sich aber das altbekannte Gefühl dieser Vertrautheit und des Teams ein, das wir einmal waren. Wir erzählten uns unsere Geschichte der letzten Jahre, redeten über alles, sahen uns immer öfter und hatten eine tolle Zeit miteinander. Wir wussten, dass es diesmal mehr war als damals. Nach dem ersten Kuss sprachen wir darüber. Was ist, wenn es nicht klappt, dann hätten wir uns vielleicht wieder als Freunde verloren … Uns war das bewusst, so bewusst wie es jemandem sein kann, der sich gerade in seinen alten, besten Freund neu verliebt hat. Und wir gingen das Risiko ein.
Die Wochen und Monate waren zum größten Teil schön, nur dass wir immer weiter in verschiedene Richtungen drifteten und du es nicht mehr geschafft hast, mit mir ernsthaft darüber zu reden, was mit dir los ist, was du willst und nicht willst, wie es sich für dich anfühlt und warum. So kam es, wie es kommen musste. Du hast dich so für mich verbogen, dass du dann plötzlich weg musstest. Mit einen Brief, alle Sachen eingepackt, aus meinem Leben weg. „Ich will dich als Freundin nicht verlieren, aber für eine lebenslange Partnerschaft reicht es nicht …“ Von heute, auf morgen – ohne mit mir zu sprechen. Für mich ist das immer noch das Schlimmste, was mir in einer Beziehung bis heute passiert ist, einhergehend mit dieser Respektlosigkeit und Abwertung, die mich durch dieses Verhalten erreichte.
Die Hoffnung blieb immer, eine zweite Chance zu bekommen – nachdem ich dich zur Rede stellte, hast du so sehr geweint, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass du mich nicht mehr liebst. Unser Kontakt brachen nicht ab, sondern wurde ständig mehr. Bis zu dem Punkt, an dem wir wieder miteinander ins Bett gingen, Urlaub machten, Ausflüge, Unternehmungen.