Ich wünsche dir nichts Schlechtes, aber verdammt, auch nichts Gutes. Vor ein paar Tagen fragtest du mich, ob ich dich vermisst hätte? Nein, habe ich nicht, an dich gedacht sicher, aber vermisst? Nein.
Irgendwann schriebst du mir. Ich antwortete nur aus Neugier. Du wolltest dich entschuldigen. Du hast jede Schelte eingesteckt, die ich dir gegeben habe. Eine Bekannte sagte zu mir, wer den Mut hat, nach dem, was er getan hat, zurückzukommen und in den Staub fällt, hat seine Fehler begriffen.
Ich muss gestehen, am Anfang war der Wunsch nach Rache unmenschlich groß, doch er endete, als mich ein weiterer familiärer Schicksalsschlag traf. Ob Schicksal oder Zufall: keine Ahnung. Du hast mich mit deiner ruhigen und unkomplizierten Art beeindruckt. Warst da, wo du sonst verschwunden bist, wenn Probleme waren. Ohne dass ich dich darum bat.
Natürlich frage ich mich immer wieder, ob du diese Chance verdienst und ob ich wieder zu naiv bin. Doch etwas tief in mir flüstert: „Verdient? Nein! Aber du wirst es bereuen, wenn du es nicht tust.“ Also habe ich den Mut, naiv zu sein.
Meine Freunde haben die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als sie von dir hörten. Doch sie wären nicht meine Freunde, wenn sie nicht immer hinter mir stehen würden. Sie haben Angst um mich. Genau wie ich auch Angst habe und mich frage, ob wirklich alles so ist, wie du sagst.
Du versuchst da zu sein, so gut du kannst und das sehe ich. Ich spüre, dass die Qualität unserer Zeit, die wir miteinander verbringen, besser ist, tiefer. Dass wir an meisten Tagen viel mehr in uns ruhen. Was die Zukunft bringen wird, das weiß ich nicht, doch wir verdienen beide diese letzte Chance.
Ich für mich weiß, dass ich im Zweifel die Stärke besitze, zu gehen, dass da Arme sind, die mich fangen werden, dass da Menschen sind, die meine Tränen mitweinen werden. Tränen, die du im Zweifel nicht wert bist.
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Anna Zimt
Redaktion
Eric Hegmann