Du hast ein anderes Leben führen wollen

Zwei Verliebte aus zwei Welten: Unsere anonyme Autorin verliebte sich in einen Mann, der das Nachtleben und Drogen mehr liebte als sie. Ein Rückblick voller Emotionen, aber ohne Groll

Es ist Jahre her und ich muss immer noch so oft an dich denken. Ich passte nicht in dein wildes Leben und du nicht in meine, eigentlich hart erbaute, heile Welt. Bevor all das begann, waren wir Freunde, gute Freunde. Ich lernte dich durch mein damaligen Freund kennen, mit dem ich sieben Jahre zusammen war. Und dann fühlte ich mehr für dich.

Ich konnte meine damalige Beziehung nicht so laufen lassen, weil ich mich in dich verliebt hatte. Ich hatte immer das Gefühl, dass da irgendwas ist zwischen uns und du hast dasselbe gefühlt – sagtest du jedenfalls. Es war dieser eine Abend, der alles veränderte. Wir wollten tanzen gehen. Mein damaliger Freund hatte keine Lust und sagte, ich solle doch mit dir allein gehen.

Das mit dem Vertrauen ist so eine Sache. Ich hätte dich nicht geküsst, du hast es aber getan, obwohl er dein Kumpel war und mein Freund. Plötzlich änderte sich alles, von einer Nacht auf die andere. Wir dachten uns, gut, so ein Kuss kann passieren unter jeder Menge Alkohol, wir wollten keine große Sache draus machen. Aber das Schicksal nahm seinen Lauf. Auf einmal war da eine noch engere Verbindung zwischen dir und mir. Wir konnten nicht aufhören, an den anderen zu denken. Wir trafen uns immer öfter und die Gefühle wurden intensiver.

Dann trennte ich mich von meinem Freund und wollte neu anfangen, anfangen mit dir. Wer hätte gedacht, dass es in einer Katastrophe enden würde. Ich nahm mir also meine eigene Wohnung, du warst so oft es ging bei mir. Ich fühlte mich so frei und angekommen und ich dachte, dir ginge es genauso. Du führtest ein anderes Leben als ich, du liebtest Party und auch die ein oder andere Droge.

Ich konnte dich dennoch nicht gehen lassen. Ich gab dir den Freiraum und du versprachst mir, dass du damit aufhörst und dein Leben ändern willst wegen mir, weil auch du das Gefühl hattest, angekommen zu sein. Aber du konntest dich nicht entscheiden: Willst du nun mit mir zusammen sein oder nicht? Du hattest sehr starke Gefühle für mich, das weiß ich, denn du hast es mich spüren lassen.

Du sagtest so oft, ich sei jemand ganz besonderes für dich, ich hätte so ein gutes Herz. Und du hättest mich nicht verdient. Heute weiß ich: hast du auch nicht.

Dann wurde ich schwanger. Zuerst waren wir geschockt, aber dann freuten wir uns. Du kamst mit zum Arzttermin und wieder sagtest du “jetzt bekomme ich mein Leben auf die Reihe. Ich muss.”


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