Du bist so lieb – zu lieb?

Auch bezüglich meines Aussehens warst du widersprüchlich. „Wenn du dich neben deinen ganzen Kursen jetzt auch noch richtig gesund ernährtest, würdest du richtig gut aussehen.“ Aber im nächsten Moment sagtest du mir, wie heiß du mich findest. „Ich hatte noch nie eine Freundin, die sich so viel schminkt!“ Du hattest ja auch noch nie eine Freundin, die mit Akne zu kämpfen hat. Ich hätte gerne einmal ein aufmunterndes Wort von dir gehört, aber du konntest immer nur mäkeln. Hast du nach so vielen Fehlern gesucht, damit du dich besser fühlen kannst? Ich weiß es nicht. Du hast mir ja auch Komplimente gemacht, aber was entsprach deiner wirklichen Meinung? Ab diesem Punkt zweifelte ich allmählich deine Opfer-Geschichten an.

Ich kann nicht glauben, dass ein Mensch sich so sehr verändert. Auch ich habe immer wieder schlechte Erfahrungen mit Kerlen gesammelt, aber mein Helfer-Syndrom bleibt und „so lieb“ bin ich auch immer noch. Ein Charakter ist in seinen Grundzügen gefestigt und durch den Kontakt zu deiner Familie weiß ich, dass du schon immer egoistisch und rücksichtslos warst. Du planst für DICH. Es gibt kein „wir“ oder „uns“ in deinem Wortschatz und wer mit dir lebt, hat sich zu fügen, sonst trennst du dich.

Vielleicht haben sich deine vorangegangenen Freundinnen auch echte Komplimente von anderen Männern eingeholt, weil sie von dir zu wenig Bestätigung erhielten. Vielleicht waren diese Freundinnen genauso unsicher wie ich und sie konnten den Versuchungen anderer charmanter Männer nicht widerstehen wie ich. Ich werde es wohl nie erfahren, aber es juckt mir in den Fingern, sie zu fragen. Auf jeden Fall bin ich auch ein klein wenig stolz, dass ich dich nicht betrogen habe. Deine Opferrolle ist somit für die nächste Frau beendet.

Dein Tabakersatz war nicht unser Problem, das weiß ich nun. Es ist deine lieblose Art. Nach zwei Jahren Beziehung sagte ich dir, dass du erst einmal eine Frau finden musst, die mit dir diesen steinigen Weg antritt und ausdauernd weiterläuft. „Ach, so was finde ich doch an der nächsten Straßenecke“, antwortetest du mir. „Oh Gott, Baby. Es tut mir so leid! Das war nicht schön“, fügtest du hinzu. Gesagt hattest du es aber und gesagte Worte kann man nicht zurücknehmen.

Ich merkte nach unserem Zusammenziehen, dass es nicht besser werden würde. Ich habe gekämpft, gehofft und geliebt und ich muss einsehen, dass du nicht kämpfst, hoffst und liebst. Das ist der schmerzlichste Punkt an der ganzen Geschichte: Alles war umsonst. Ich habe meine Zeit vergeudet. Ich hätte das bereits vor meiner Auslandsreise konsequent beenden sollen, aber du betteltest, dass du mich liebst und dass ich dir gut tue und ich habe mich wieder einlullen lassen und deinen Worten wieder einmal so gern Glauben schenken wollen; also blieben wir ein Paar.


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