Du gabst zu, du wolltest mich verändern, obwohl du so oft betontest, wie froh du bist, dass ich nicht wie die anderen vergangenen Frauen in deinem Leben bin. „Du bist eine so liebe Freundin – die finde ich nie wieder und sollte unsere Beziehung scheitern, weiß ich, dass ich es verkackt habe“, sagtest du immer wieder.
Ich kann es nicht mehr hören. Wenn ich so toll und liebenswert bin, für dich da bin, dir Halt gebe und Mut mache, wie kommt es dann, dass du nicht alles dafür tust, um mich zu halten? Ich habe dich selbst mit deinen Lügen akzeptiert und lieben gelernt, weil ich merkte, dass du mir zuliebe gern ein anderer Mann wärst. Warum hast du nicht einfach die Wahrheit gesagt? „Du bist ja auch kein Maßstab!“, argumentiertest du gern, wenn wir uns stritten. Ich sei zu engelsgleich und würde keine Fehler begehen. Das ist doch Blödsinn! DU hast dir bereits vieles kaputt gemacht in deinem Leben, weil DU dich nicht akzeptierst. DU bist mit dir selbst so unzufrieden und DU bist es auch, der es nicht erträgt, sich jemandem anzutun. DU akzeptierst nicht, dass ich dich so geliebt habe, wie du warst – trotz aller Fehler, die mich oft sehr verletzt haben.
Aber ich rappelte mich immer wieder auf, weil ich weiß, du meinst es gar nicht so. Das ist nur deine Unsicherheit, die da aus dir spricht. Diese Unsicherheit hast du auf mich übertragen, denn ich wusste nie, woran ich bei dir bin. Dadurch habe ich mich auch anders verhalten und manchmal einen Elefanten aus einer Mücke gemacht. Noch im selben Moment merkte ich, dass ich mich blöd verhalte, aber in diesen Situationen konnte ich dann mal nicht aus meiner Haut. Ich habe auch zu oft meine Worte für mich behalten und dir damit einen Freifahrtsschein ausgestellt. Oft habe ich auch nicht gesagt, was mich stört, weil ich Angst hatte, dich zu verlieren, denn bei den kleinsten Unstimmigkeiten stelltest du sogleich die ganze Beziehung in Frage.
Ich habe also gelernt, dass ich in unserer Beziehung keine Fehler machen oder Probleme haben darf. Wenn ich einmal Kummer hatte, warst du schnell genervt und hast das Thema mit der Floskel „Sei nicht so eine Mimose!“ vom Tisch geschoben. Ich bin sehr harmoniebedürftig und schweige eher, als dass ich eine Diskussion beginne, weil ich der Meinung bin, man muss nicht wegen Kleinigkeiten die Stimmung verderben. Du warst der Gegenpol dazu, denn du hast IMMER etwas gesagt, selbst wenn es nur um meinen unordentlichen Kleiderschrank ging, den du nicht einmal mit mir teiltest.
Ich habe wirklich versucht, perfekt für dich zu sein. Ich habe versucht, mich so herauszuputzen, dass es dir gefällt und du hast immer etwas gefunden, das dir nicht passte – seien es meine Sandalen, meine zu getuschten Wimpern oder meine Sonnenbrille. Du warst so kontrovers in deinen Ansichten. „Wir bekämen sicher einmal hübsche Kinder. Ich kann mir gut vorstellen, später ein Grundstück mit Haus in einer ruhigen Gegend zu haben.“ Aber im nächsten Moment sagtest du: „Monogamie kann ich mir für mich nicht für ein Leben lang vorstellen. Kinder muss ich nicht unbedingt haben.“