Deshalb war das, was in dieser Nacht passiert ist, auch das einzig Richtige. Die logische Konsequenz. Das Normalste der Welt, so leicht und selbstverständlich wie Atmen. Etwas, das einfach so sein sollte. Etwas, das wir schon die ganze Zeit tun wollten, etwas, das wir immer wollten, ohne es zu merken. Und von da an hätte ich wissen müssen: Es geht nicht mehr ohne dich.
In den Wochen danach waren wir feiern, wir waren am Strand, wir haben nächtelang Filme geguckt. Wir hatten einen perfekten Sommer. Aber wann war mir dann eigentlich klar, dass ich verliebt in dich bin? Wann wurde mir klar, dass das nicht einfach nur eine gute Freundschaft war? Dass diese Gefühle, die ich für dich hatte, nicht so rein freundschaftlich waren, wie ich immer behauptet hatte?
Vielleicht als ein guter Freund mich nach unserem großen Streit im Arm gehalten hat und ich weinend gefragt habe: „Was ist nur los mit mir?“
Seine Antwort war: „Du bist verliebt.“
„Meinst du?“, habe ich zurückgefragt und er hat bloß gelacht.
Aber so richtig klar wurde mir das erst am nächsten Tag, als ich aufgewacht bin und sich alles so falsch angefühlt hat. Als ich nur noch irgendwelche kitschig-traurigen Lieder gehört habe und mal wieder geputzt habe, um mich abzulenken. Und du dich nicht gemeldet hast.
Da habe ich beschlossen, das Plus an unserer Freundschaft zu streichen, weil es mich nur unglücklich gemacht hat. Ich habe beschlossen, dass wir wieder einfach nur Freunde sein sollten, so wie immer, so wie vorher.
Wahrscheinlich könnte ich aus unserer Geschichte wirklich einen kitschigen Roman schreiben. Dann könnte ich auch über den Abend schreiben, an dem wir zusammengekommen sind. Wie du mich geküsst hast, als wir noch auf der WG-Party waren, ganz kurz nur. Dass sich das für mich so richtig angefühlt hat, obwohl ich mir doch vorgenommen hatte, dass wir nur Freunde sein können. Ich könnte ausführlich erzählen, dass ich im Club gerade meine Zigarette aufgeraucht hatte und zurück auf die Tanzfläche wollte, als du reingekommen bist.
Und wenn ich diese Geschichte lesen würde, würde ich mir wahrscheinlich selbst auf die Nerven gehen. Weil ich jedes Mal anfange, verklärt zu lächeln, wenn mich jemand auf dich anspricht. Weil ich so verliebt bin wie ein dummer Teenager.
Ich weiß nicht, was du mit mir machst. So tiefenentspannt wie bei dir war ich noch nie. Du bist der einzige Mensch, der mich so beruhigen kann. Mit dir macht auf einmal wieder alles Sinn. Mit dir bin ich wieder ich. Ja, ich weiß. Das ist jetzt wirklich kitschig. Aber ich entdecke auf einmal Seiten an mir wieder, die ich sehr lange nicht gesehen habe. Ich will tanzen, schreiben, reisen und so unglaublich viel lachen. Ich habe wieder Träume. Träume, die ich vor langer Zeit aufgegeben habe, weil sie einfach nicht mehr in mein Leben gepasst haben. Meine Vergangenheit dagegen spielt überhaupt keine Rolle mehr. Ich schaue nicht mehr zurück, denn ich sehe nur noch dich. Ich kann auf einmal über Dinge sprechen, an die ich sonst nicht einmal denken konnte.