Manchmal ist das Beste tatsächlich ganz nah. Und dennoch sieht man es nicht. Unsere anonyme Leserin öffnete irgendwann die Augen und erkannte, was sie so schmerzlich vermisst hatte. Eine Liebeserklärung
Es ist schwierig, Geschichten über glückliche Zeiten zu schreiben. Die dunklen Zeiten inspirieren immer viel mehr. Und Autoren sind ohnehin furchtbar sadistisch. Sie lassen ihre Figuren leiden und sterben. Und die ganzen alten Schinken sind auch eher Dramen.
Aber du möchtest, dass ich eine Geschichte erzähle, in der du vorkommst. Und das kann keine traurige Geschichte sein. Unsere Geschichte ist nicht traurig. Sie ist wunderschön, romantisch, wahrscheinlich sogar furchtbar kitschig. Alles, aber nicht traurig. Bei uns gibt es kein Drama, denn mit dir ist alles so einfach. So klar. Und ein Ende kann ich auch nicht schreiben, weil ich nicht weiß, wie es endet. Aber begonnen hat es in dieser einen Nacht …
Die Nacht, in der ich dir erzählt habe, dass ich mit meinem damaligen Freund Schluss machen würde. Dass ich nicht mehr glücklich wäre. Und du hast mich darin bestärkt, denn du warst mein bester Freund. Du warst für mich da. Und dann haben wir uns geküsst und sind zusammen nach Hause gegangen.
Wenn ich bisher von dieser Nacht erzählt habe, habe ich immer gesagt: Es ist einfach so passiert. Aber mittlerweile ist mir klar geworden, dass es nicht einfach so passiert ist. Es hat sich in den Wochen zuvor angekündigt.
Ich kann mich an alles erinnern. An das erste Mal, als du mich zu deinen Kumpels mitgenommen hast. An diesem Abend haben wir zu „Time of my life“ getanzt. Das erste Mal auf die Wange geküsst hast du mich an deinem Geburtstag und ich war so überrascht, weil du das vorher noch nie gemacht hattest. Wie oft haben wir so eng getanzt, dass du fragen musstest, ob das noch okay ist? Ich kann mich auch noch so gut an den Nachmittag erinnern, den wir beide demotiviert bei dir Zuhause verbracht haben. Wir haben Musik gehört, dumme Videos geguckt, geredet und sind später zum Fußball gucken gefahren. Genauso perfekt wie der Abend im Garten von meinem Ex-Freund. Alle haben das Fußballspiel geguckt, nur du hast in der Verlängerung angefangen, Gitarre zu spielen. Ich hab mich mit einer Decke dazu gesetzt, im Hintergrund waren Stimmen und das Knistern des Lagerfeuers zu hören. Aber da in der Scheune waren nur wir beide und deine Gitarre. Es waren diese kleinen Momente, in denen ich es hätte wissen können.
Und irgendwann hat mein Ex-Freund gesagt, dass einfach niemand zwischen dich und mich kommt. Er hat es wahrscheinlich gewusst. Irgendwie.