Plötzlich sagtest du: ,,Ich habe Hunger, darf ich dich zum Essen einladen?“ Alarmglocken ertönten in meinem Kopf. Essen? Ich? – Ich hatte extra ein paar Tage nichts gegessen, damit alles, was ich vorhatte, schnell ging. Doch ich konnte mich dir nicht entziehen und genoss das Essen mit dir ohne darüber nachzudenken, wie viel Fett oder Kalorien ich gerade zu mir nahm. In diesem Moment habe ich mich selbst beeindruckt und war dir dafür so dankbar.
Sehr schnell wurde mir klar, du bist mein neues Leben – das Leben, das ich immer wollte.
Wir waren keine zwei Wochen zusammen, da habe ich meine Heimatstadt verlassen, um zu dir zu kommen, immerhin einige hundert Kilometer weit weg.
Der neu entdeckte Alltag mit dir war ein spannendes Spiel. Wir konnten nicht beschreiben, was da passiert ist, du hast mir einen unglaublich großen Freiraum gelassen, in dem ich mich entfalten konnte. Gleichzeitig wusste ich von Anfang an: Du bist mein Netz, wenn ich falle.
Eines Abends, als wir uns entschlossen einen Film anzusehen, war ich völlig in Gedanken. Ich kann nicht mal mehr sagen, was im Fernsehen lief, weil mir ein Satz in den Kopf schoss, den ich zu dem Zeitpunkt nicht einschätzen konnte. Dieser Satz war: „Ich möchte dir dienen.“ Nach langem Überlegen sagte ich ihn und „Ich brauche das.“ Deine Reaktion werde ich nie vergessen. ,,Schatz, willst du mir noch Kaffee bringen?”
Ich musste schmunzeln und gleichzeitig dachte ich: „Oh nein, er versteht mich nicht.“ Wie peinlich. Ich musste ausführlicher werden und erklärte, dass ich für einige Stunden die Verantwortung für mich abgeben möchte, dass ich bereit wäre, nicht mehr selbstbestimmt zu sein. Denn dies war ein großer Teil meiner Krankheit: Niemand konnte mir reinreden. Ich esse, wann ich will. Ich mache so viel Sport, wie ich möchte. Und ich blute, wann ich will. Das sollte mit dir ein Ende haben.
Für viele ist eine BDSM-Liebesbeziehung etwas völlig Absurdes. Doch diese Menschen können dieses Gefühl nicht nachvollziehen: Vertrauen – bis in die tiefsten Abgründe – und völlige Hingabe und Fürsorge.
Du weißt immer genau, wann es ihn mir anfängt zu brodeln, wann ich am liebsten ein Messer nehmen würde, um mich zu ritzen oder wann mir wieder das Essen schwerfällt. Genau in diesen Momenten übernimmst du die Kontrolle.