Wenn es nur so einfach wäre: Sich zwischen Kopf und Herz zu entscheiden. Unsere anonyme Leserin würde so gerne für sich Klarheit finden, was diese eine Nacht für sie bedeutet hat
Diese eine Nacht im Dezember hat alles verändert. Eine Nacht – und nichts ist mehr wie zuvor.
Seit fünf Jahren bin ich mit dem Mann an meiner Seite nun zusammen und eigentlich läuft alles gut. Er hat mich aufgefangen, als es mir schlecht ging. Seitdem sind wir ein Paar, unsere Beziehung wurde immer besser. Seit ein paar Jahren wohnen wir zusammen, haben gemeinsam ein Auto, nun eine Firma und dieses große Projekt. Alles war auf eine gemeinsame Zukunft ausgerichtet, beide konnten wir uns vorstellen, ewig zusammen zu sein. Er kann das noch immer. Und ich? Ich machte diesen Fehler. Diese eine Nacht im Dezember.
In dieser einen Nacht im Dezember kamst du. Die Küsse gingen von mir aus, sagtest du im Nachhinein. Sie waren die Antwort auf die Frage, ob ich glücklich sei. Also war vielleicht doch nicht alles so rosig und perfekt? In einer glücklichen Beziehung hat kein Dritter Platz.
Zwei Wochen lang trug uns das Hormon-Hoch, wir hatten ständig Kontakt. Ich besuchte dich, zum Abschied küsstest du mich. Diesmal ging es von dir aus.
Danach wurden die Nachrichten weniger, nicht mehr so euphorisch. Als ich dich bat, ehrlich mit mir zu sein, sagtest du, du seist noch nicht bereit für das alles, müsstest noch so Vieles aus deiner letzten Beziehung sortieren. Fragtest mich, was ich denn wolle. Ich weiß es nicht. Bin hin und her gerissen zwischen der funktionierenden Beziehung und dem Gefühl, darin nicht mehr glücklich zu sein. Zwischen der Beständigkeit, sich einander blind zu kennen und zu vertrauen und dem aufregenden Neuen. Fühle mich angezogen von dir, will mich von dir tragen lassen, muss bei dir nicht groß und stark sein. Finde bei dir das, was ich in meiner Beziehung vermisse.
Monate vergehen, du bist im Ausland, ich stecke über beide Ohren im gemeinsamen Projekt mit dem anderen. Kaum mehr Nachrichten und wenn, dann kommen sie von mir. Ich bin verletzt, lösche deine Nummer. Reagiere dennoch sofort, sobald etwas von dir kommt.
Du bist zurück, ich für ein paar Tage bei dir in der Nähe. Du hast keine Zeit für mich, kurz bevor ich wieder fahre, treffen wir uns zum Abendessen. Freundschaftlich, öffentlich. Du sagst, du seist noch nicht zum Nachdenken gekommen, wie du es dir vorgenommen hattest. Kein Platz für Fragen, die mich interessieren.
Mit dem steigenden Arbeitspensum werden die Gedanken an dich immer weniger. Verdrängen klappt gut. Von dir höre ich nichts, weiß nicht, ob du verdrängst oder schon abgeschlossen hast.