Aber dann gab es da noch die Zweifel. Der erste und immer noch problematische Punkt ist wohl der Sex. Wenn ich auch sonst nicht unbedingt entscheidungsfreudig und spontan bin, beim Sex war ich es immer. Das war der einzige Punkt, bei dem ich mit meinem Ex-Mann keine Probleme hatte. Bei ihm nun musste ich erst aus mir herauskommen und klar sagen, was ich wollte. Ich bin absolut nicht prüde, leider war das bei ihm anders. Er war so gar nicht spontan und einfallsreich. Aber wir haben auch in diesem Punkt dazugelernt. Ich habe meine Wünsche geäußert, er ist aufgeschlossener geworden. Wir haben sogar Dinge ausprobiert, die ich vorher noch nicht getan habe. Klar, Sex ist nicht alles. Aber trotzdem gab es immer Momente, in denen ich das Gefühl hatte, er wollte das nicht. Oder hat irgendwie pikiert reagiert. Ich habe es auf seine Unerfahrenheit geschoben.
Aber im Grunde genommen habe ich unsere ganze Beziehung angezweifelt. Wie konnte er so zu mir sein und gleichzeitig mit einer anderen Frau etwas haben? Sie wusste alles von mir und über seine Beziehung zu mir. Sie wusste sogar, dass er mich heiraten wollte. Ich begriff nicht, wie er mich eiskalt anlügen und gleichzeitig so unterstützen konnte, indem er immer für mich war. Das ist seine Art: Er vermittelt mir, er sei jederzeit und immer für mich da. Ich habe das alles in Zweifel gezogen. Gegelaubt, dass alle eine Lüge war.
Wir hatten unseren Eltern schon erzählt, dass wir heiraten wollen. Und so haben wir trotz alledem unsere Hochzeit weiter geplant. Aber irgendwann konnte ich es nicht mehr aushalten. Ich bin diejenige gewesen, die das Thema ausgesprochen hat. Nein, heiraten unter diesen Umständen, das war für mich nicht möglich.
Er hat vor allem geschwiegen, ich musste ihm jedes Wort aus der Nase ziehen. Es gab keine befriedigenden Antworten. Er hatte keine. Er wusste selber keine darauf. Das machte mich verrückt. Ich wollte Antworten, brauchte sie dringend. Irgendwann habe dann ich SIE angeschrieben. Und sie hat mir geantwortet. Die Antwort, die sie mir gegeben hat, tat weh. Denn sie bestätigte alles. Endlich gab auch er alles zu.