Aus Kollegen werden Liebende, aus zwei Menschen, die eine Affäre haben, wird ein Paar. Aber kann eine solche Beziehung Bestand haben? Unser anonymer Leser über eine späte Erkenntnis
Wir kannten uns schon länger, arbeiteten in derselben Firma. Immer, wenn wir uns sahen, verstanden wir uns gut, machten Späße und lachten viel. Es war einfach, locker und unbeschwert, ohne jegliche Hintergedanken. Doch irgendwann beschränkte sich der Kontakt nicht mehr nur auf die Arbeit, er wurde durch Social Media privat.
Ich dachte nun öfter an dich und hatte mir sehr oft ausgemalt, was für ein Mensch du wirklich bist. Es war ja nichts dabei, wir verstanden uns gut und schrieben ja nur – aber da fing die Lüge bereits an. Warum schreibt man so oft mit einer anderen Frau, wenn man doch glücklich vergeben ist?
Du warst zu jener Zeit ebenfalls in einer Beziehung und wie sich schnell herausstellte, waren wir beide zwar vergeben, aber unglücklich in unseren Beziehungen. Der Kontakt wurde immer intensiver, immer interessanter, vertrauter und schließlich intimer. Eine Zeit lang wehrten wir uns dagegen, es war nicht richtig, nicht fair, nicht aufrichtig unseren Partnern gegenüber. In diesen Momenten war es uns aber nicht bewusst, was wir anrichteten – oder vielleicht bereits egal – die Anziehungskraft, der Reiz des Neuen und Verbotenen war zu stark.
Es kam, wie es kommen musste, es passierte … Es war aufregend, voller Leidenschaft und Lust. Wir ließen es geschehen, es gab einige solcher Treffen, ohne einen Gedanken daran, unsere Partner zwangsläufig und ehrlicherweise zu verlassen. Wir waren immer sehr diskret, beinahe wie im Agentenfilm, uns begleitete immer die Angst, aufzufliegen … Aber dies war auch ein zusätzlicher Kick. Jedes Mal wurde es nur noch intensiver, Nachrichten bis in die Nacht, Kopfkino, Tagträume … Die Lust und die Neugier aufeinander hatten das schlechte Gewissen längst besiegt.