Wir ließen die Mauern fallen
Direkt beim Treffen danach wurdest du von einem Lied, das dich an deine Exfreundin erinnert, getroffen. Bist rausgestürmt. Ich saß da, verwirrt von der Situation. Haben es geklärt und es war okay, aber doch da. Hast nie mehr versprochen, hast immer gesagt, dass sie noch eine Rolle für dich spielt. Dass du das benötigte abschließende Gespräch nie bekommen hast.
Ich sah darüber hinweg. Zu dem Zeitpunkt hat es für mich nicht so eine Rolle gespielt.
Wir verbrachten daraufhin eine wirklich schöne Zeit miteinander. Ließen beide nach und nach die Mauern runter. Du langsamer als ich.
Zwei Monate später passierte es wieder. Ich musste die Pille danach nochmal nehmen. Als es passiert ist, habe ich direkt angefangen zu weinen. Hab dir das erste Mal erzählt, wie schlecht es mir durch die Pille ging. Ließ dich an meinen Gefühlen teilhaben. Und ich hatte das Gefühl, dadurch hast auch du Mauern besser fallen lassen können. Du warst für mich da. Hast dich anders verhalten als die Zeit davor.
Rund um uns normalisierte sich das Leben wieder etwas, der Sommer war da, die Beschränkungen wurden weniger. Ich lernte deine Freunde immer besser kennen und mögen. Wir wurden immer vertrauter. Ich fing eine Therapie an. Als sie begann, warst du immer für mich da, hast mich ermutigt, hast mich in den Arm genommen.
Doch eines war klar: Wir hatten ein Ablaufdatum
Wir hatten viele schöne Momente. Kleine Auszeiten vom Alltag. Am 4. Mai machten wir einen Star Wars-Marathon der besonderen Art. Wir machten ein Picknick bei Sonnenuntergang, bei dem wir in Dornen saßen und die Wolken die Sonne verdeckten, sodass wir am Ende einfach nur betrunken von unserem Billigwein nach Hause gingen und dabei so viel lachten. Wir verbrachten Katertage in deinem Bett, bestellten um 11 Uhr morgens Pizza mit Ei drauf. Wir quälten uns um acht in die Uni, damit wir an den heißen Tagen die kühlen Plätze bekamen. Machten in der Mittagshitze Pause mit einem Iced-Coffee.
Durchlebten so einen wunderschönen und leichten Sommer mit vielen ersten Momenten. Aber wir hatten ein Ablaufdatum. Schon lange war klar, dass du nach Bologna gehen würdest.
Wir wollten über uns reden bevor du gingst. Das taten wir. Wir waren wie immer einer Meinung. Einer rationalen Meinung. Du solltest mit ganzem Herzen dein Auslandssemester leben können, ich wollte mit ganzem Herzen hierbleiben. Das haben wir nicht geschafft. Stattdessen hast du mein halbes Herz mitgenommen. Du hast dein halbes Herz hiergelassen.
Wie schwer kann ein Abschied nur sein …
Als der Tag des Abschieds immer näher rückte, wurde unsere Verbindung immer inniger. Der Abschied tat weh. Ich habe einen Tag geweint. Geweint um unsere Zeit, die nun vorbei war. Geweint um den Menschen, der nun nicht mehr auf diese Weise ein Teil meines Lebens sein sollte. Und geweint um einen Teil von mir selber, der mitging.
Ich dachte die ganze Zeit, mit dir wäre ich komplett ich selber. Aber nein, ich habe nur eine neue Seite von mir kennengelernt. Diese Seite, zumindest auf der Beziehungsebene bin ich nicht komplett. Ich musste es ausprobieren, um mir darüber klar zu werden.