Am Anfang waren da nur Blicke. Wir hatten uns gegenseitig irgendwie auf dem Schirm, aber es war unwichtig. Du kamst mal bei meiner Arbeit vorbei und warst extra nett, aber das war’s. In der Uni standen wir manchmal in der gleichen Gruppe und wir kamen ins Gespräch. Meist belanglos, aber immer mit einem gewissen Reiz.
Es begann die übliche Hausarbeitenphase nach den Klausuren und du hast in der gleichen
Bibliothek gesessen. Wir machten viele Raucherpausen zusammen, trafen uns immer zufällig, nie geplant. Hatten einfach das Timing. Und die Neugier auf den Anderen.
Dann kam dieser eine Tag. Du hast ein Brötchen gegessen, auf dem zu viel Remoulade war. Wir hatten den gleichen komischen Humor und aus dem unbedeutenden Brötchen entstand eine Kampagne gegen Remoulade. Ich habe selten in meinem Leben an einem Tag so viel gelacht.
Du akzeptiertest mich
Einen Tag später war diese Hausparty. Zum Vortrinken kamst du in meine neue WG, hast mein Zimmer gesehen. Star Wars: Unsere gemeinsame Filmliebe. Auf der Party wolltest du mich küssen. Ich war noch nicht bereit. Die letzte Beziehung saß mir noch in den Knochen. Ich wollte unabhängig sein, niemanden zu nah an mich heranlassen, aus Angst vor Intensität. Mein Exfreund war auch auf der Party. Geküsst habe ich dich nur zur Hälfte um deinetwillen, zur anderen Hälfte aus Trotz. Ich fragte dich, was du von mir willst. Du hast nur ganz trocken gesagt „Ich warte nur darauf, dass du mich endlich küsst.“ Dann hast du dein verschmitztes Lächeln aufgesetzt, du wunderschöner Mensch.
Du hast mir Zeit gegeben. Raum gegeben. Hast mir klar gemacht, was du willst, hast mich aber auch mit meinen Bedürfnissen akzeptiert, wie es zuvor niemand tat. Wolltest mich zu nichts überreden. Ich war genug. Ich sagte dir, dass ich keine Beziehung möchte. Dass ich das Ganze offenhalten möchte.
Der erste Sex brachte Probleme
Corona hat uns viel Raum gelassen. Es gab erstmal keine anderen Menschen. Waren beide nicht zu richtiger Bindung bereit, waren beide noch belastet von unseren vorigen Beziehungen. Retrospektiv du allerdings mehr als ich. Wir verstanden uns super. Unsere Startpunkte waren die Gleichen.
Unsere Verbindung wurde enger. Ich habe Zeit gebraucht, um zu realisieren, dass ich Gefühle für dich hab, und du mir nicht nur als Freund genug bist. Dann bin ich nach einem Monat das erste Mal zu dir gefahren. In dieser Nacht ging etwas schief beim Sex. Ich musste die Pille danach nehmen. Das Schlimme daran war deine Reaktion und meine Unfähigkeit mich dir zu öffnen. Du warst sehr bestimmt. Hast mir klargemacht, dass du auf keinen Fall ein Kind möchtest. Hast aber meine Position nicht abgewartet. Ich habe Mauern hochgezogen und ein bisschen geweint, denn ich hatte wirklich Angst die Pille danach zu nehmen. Habe so getan, als würde es nicht so sehr wehtun, wie es das tatsächlich tat.
Am nächsten Morgen warst du nicht mehr so hart. Wir diskutierten viel, ob ich die Pille nehmen soll oder nicht. In der Diskussion sagtest du, wenn es doch passiert, wirst du aber auf keinen Fall „einen auf Beziehung mit mir machen, wegen des Kindes“. Dabei war ich es, die von Anfang an nichts Festes wollte. Trotzdem hattest du das Bedürfnis mich noch einmal so in die Schranken zu weisen. Mir meinen Platz zu zeigen. Ich sah darüber hinweg, weil ich weder ein Kind noch eine Beziehung wollte, aber habe ignoriert, wie unsensibel und unangebracht eine solche Aussage in so einer Situation ist. Am Ende nahm ich die Pille, obwohl wir uns dagegen entschieden hatten.