Nach einer kurzen, wenn auch sehr intensiven Leidensphase, fing es aber recht schnell an, mir wieder besser zu gehen. Ich begann damit, den Scherbenhaufen, den du hinterlassen hattest, zusammenzufegen und mein Leben neu zu ordnen. Ich suchte mir eine eigene Wohnung, baute ein neues soziales Umfeld auf und fing sogar an, mich für andere Männer zu interessieren. Ich wagte es kaum zuzugeben, aber ich fühlte mich wirklich gut in meinem neuen Leben.
Irgendwann musst du realisiert haben, dass die Zeiten, in denen ich dir hinterherlaufe und dich anbettle, mich nicht zu verlassen, vorbei waren. Dass ich nicht mehr bereit war, alles in Kauf zu nehmen, nur um in deiner Nähe sein zu können. Als du das realisiertest, kamen dir Zweifel an der Richtigkeit dieser Trennung – obwohl du dir im Vorfeld doch so sicher warst und jede meiner verzweifelten Bitten nach einer Versöhnung mit den Worten “Es hat keinen Sinn”, abprallen ließt. Und schließlich kamst du sogar zu dem Entschluss, mich doch noch zu lieben und die Beziehung nicht aufgeben zu wollen.
Ich weiß nicht, was du in dem Moment erwartet hast. Ich hatte mir diese Situation zwar so sehr gewünscht, doch als sie dann endlich so eintrat und du mich zurückwolltest, war da nichts mehr. Ich spürte keinerlei Sehnsucht oder das Bedürfnis, dir nahe zu sein. Ich verstand selbst nicht, wo all meine Gefühle, die mir über Jahre die Kraft verliehen, allen Rückschlägen zum Trotz weiter um dich und um uns zu kämpfen, mit einem Mal hin sein konnten. Aber wenn du mich umarmtest oder küssen wolltest, fühlte ich nichts mehr.
Ich weiß nicht, ob es möglich ist, sich von einem Menschen, der einem die Welt bedeutet hat, innerhalb so kurzer Zeit emotional so weit zu distanzieren. Vielleicht, wenn die Enttäuschung groß genug ist. Ich hatte wirklich gehofft und mir gewünscht, dass du anfängst, um mich zu kämpfen und die Gefühle auf diese Weise neu entfachen würdest. Schließlich kämpft man doch um seine große Liebe. Aber das tatest du nicht. Dein Kämpfen beschränkte sich lediglich auf ein paar nette Textnachrichten und das Zugeständnis, es noch einmal mit mir versuchen zu wollen.
Am Ende war dir dein Stolz wieder wichtiger als ich. Es war dir wichtiger, deine Prinzipien zu behalten, als mich in deinem Leben. Also ging ich endgültig.
Heute geht es mir gut. Wahrscheinlich sogar sehr viel besser als mit dir. Ich bin in meinem neuen Leben angekommen und habe vor allem mich selbst wiedergefunden. Und einen Mann, an dessen Seite, ich mich unbeschwert fühlen kann. Zwar denke ich nach wie vor viel nach, mache mir auch hin und wieder Sorgen um meine Zukunft, aber diese permanente Panik, diese lähmende Verlustangst, die ich an deiner Seite ständig verspürte, habe ich nicht mehr.